Pneumologie 2005; 59 - A16
DOI: 10.1055/s-2005-925500

Die tumorspezifische MUC1-Expression beim operablen Lungenkarzinom korreliert mit verlängertem Überleben bei Lymphknoten-positiven und metastasierten Tumorpatienten

A Kümmel 1, K Single 1, F Bittinger 2, M Sebastian 1, S Goletz 3, C Taube 1, R Buhl 1, R Wiewrodt 1
  • 1Schwerpunkt Pneumologie, III. Med. Klinik, Universitätsklinik Mainz
  • 2Institut für Pathologie, Universitätsklinik Mainz
  • 3NEMOD, Berlin

Einleitung: MUC1 (CD227), ein etablierter Tumormarker, wird sowohl auf Drüsenepithelien als auch auf epithelialen Tumoren exprimiert. MUC1 auf Tumorzellen unterscheidet sich von regulärem MUC1 durch modifizierte Polyglykan-Seitenketten. Seine klinische Relevanz für das Lungenkarzinom ist bisher wenig untersucht.

Methodik: Das Überleben von operierten Lungenkarzinom-Patienten wurde mit der Expression von MUC1 im Paraffin-Schnitt des OP-Präparats korreliert. Das Kolektiv umfasste 109 Patienten (72,5% Männer, mittleres Alter 63±10 Jahre) mit operiertem Lungenkarzinomen aller Stadien (Stadium I 52%, Stadium II 26%, Stadium III 14%, Stadium IV 8%), sowohl NSCLC (n=90) als auch neuroendokrine Tumore (n=14) und SCLC (n=5). Die Präparate wurden mit dem tumorspezifischen MUC1-Antikörper aus Klon A76-A/C7, der für die spezifische Immuntherapie entwickelt wurde, untersucht. Ein Immunoreactive Score (IRS) ≥ 3 wurde als positiv gewertet.

Ergebnisse: Im Gesamtkollektiv zeigte die Kaplan-Meier Analyse bei MUC1-Positivität keinen Einfluss auf das Gesamtüberleben (p>0,1). Die Subgruppenanalyse für Patienten mit Lymphknotenbefall (N-Stadium ≥ 1) oder Metastasen (n=41) ergab, dass MUC1-Positivität mit verlängertem Überleben korrelierte (1610±394 Tage vs. 627±78 Tage, p=0,006). Die multivariate Analyse (Forward-Likelihood-Ratio-Modell der Cox Regression) aller Patienten bestätigte diesen Trend. MUC1-negative Patienten mit Lymphknotenbefall oder Metastasen wiesen eine deutlich verminderte Überlebenszeiten auf (Hazard Ratio (HR)=3,53; 95% KI 1,85–6,74; p=0,0004). Weitere Parameter, die das Überleben negativ beeinflussen, sind männliches Geschlecht (HR=2,25; 95% KI 1,04–4,88; p=0,025) und das Vorliegen eines kleinzelligen Lungenkarzinoms (HR 6,37; 95% KI=2,00–20,31; p=0,008).

Schlussfolgerung: Eine tumorspezifische MUC1 Expression ist ein positiver prognostischer Faktor für das Überleben von Patienten mit operiertem Lungenkrebs.