Zentralbl Gynakol 2005; 127 - A33
DOI: 10.1055/s-2005-923427

Primäre Strahlentherapie des Endometriumkarzinoms

H Sommer 1
  • 1Klinikum der Universität München für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Abt. Onkologie, München

Inzidenz, Therapie und Überleben beim Endometriumkarzinom (Ek) haben sich in den zurückliegenden Jahrzehnten verändert. Eine ausschließliche Strahlentherapie (StTh) erfolgt seit 1988 im Einzugsbereich des Tumorregisters München nur noch bei etwa 5% der betroffenen Patientinnen (P). Trotz Altersabhängigkeiten in den Stadien und Behandlungsgruppen ergibt sich beim relativen Überleben keine Änderung in der absteigenden Rangordnung von nur Operation, Operation und Bestrahlung und im ungünstigsten Fall, wegen der negativen Selektion, alleinige StTh. Die technischen Möglichkeiten der modernen StTh bieten kurative Alternativen auch bei ungünstiger Allgemeinsituation und Multimorbidität sowie im Rezidivfall.

Da bei primärer StTh ein histologisches Staging nicht möglich ist, lassen sich die Therapieergebnisse Operation vs. Radiatio nicht korrekt vergleichen. In Therapiezentren mit vielen P werden aber durch die alleinige StTh der Operation vergleichbare Resultate erreicht, z.B. an der UFK Wien bei 280 P Fünfjahreskrankheitsfreies Überleben im Stadium I A=84,9, I B= 73,3%, II= 68,6%. Bei primärer StTh werden üblicherweise Kontakt- und Perkutantherapie kombiniert mit unterschiedlicher Wichtung der Komponenten. In den durch klinische und bildgebende Diagnostik erwarteten FIGO-Stadien sind nachfolgende Therapieoptionen erfolgversprechend:

FIGO I

Eine alleinige HDR-Brachytherapie mit Dosierungen von 42–50 Gy bei Einzeldosen (ED) von 7–8 Gy berechnet auf die Uterus-Serosa ist bei auf das Endometrium begrenzten Ek tumorkontrollierend. Allerdings lässt sich oft nicht verifizieren, ob nicht doch eine myometrane Infiltration oder Gefäßeinbrüche vorliegen. Die alleinige Kontakttherapie bleibt deshalb auf die absoluten Frühfälle beschränkt und auf P, denen die komplexen Nebenwirkungen der Perkutantherapie nicht zugemutet werden können

FIGO II

Bei Tumorbefall der Zervix uteri, muss die kombinierte StTh geplant werden. Im Bereich der Lymphabflusswege und Beckenwände sollten durch Teletherapie mit ED von 1,8–2 Gy mindestens 45 Gy erreicht werden. Bei der intrakavitären Therapie mit ED von 5–7 Gy dosiert auf das Perimetrium sind Gesamtdosen von 30 Gy anzustreben.

FIGO III, IV

Fortgeschrittene Ek sind selten und machen z. B im Einzugsbereich des Tumorzentrums München <15% aus. Die Perkutanbestrahlung steht im Vordergrund. Uterus und pelvine Lymphabflusswege sollten perkutan 45 bis 50 Gy erhalten, bei möglichen Aufsättigungen kleinvolumig in Bereichen nachgewiesenen Tumorbefalls bis 60 Gy.