Zentralbl Gynakol 2005; 127 - A13
DOI: 10.1055/s-2005-923407

Strahlentherapie – aktuelle Konzepte

G Hänsgen 1
  • 1Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Universitätsklinik für Strahlentherapie, Halle

Für die Therapie des Zervixkarzinoms stehen zwei gleichwertige Therapiemodalitäten zur Verfügung: die Operation und die Strahlentherapie.

Die primäre Radiotherapie besteht aus der Kombination einer intrakavitären Kontakt- mit einer perkutanen Hochvoltbestrahlung.

Für die perkutane Hochvolttherapie sind Energien von 10 bis 15 MeV anzuwenden. Die Bestrahlung sollte in individuell CT-geplanter, isozentrischer Technik durchgeführt werden. Das Bestrahlungsvolumen umfasst den makroskopischen Primärtumor und die regionären Lymphabflusswege bis in den Bereich der A. iliaca communis. Die Radiotherapie der paraaortalen Lymphknoten sollte nur bei gesicherter Histologie erfolgen.

Die lokale Kontakttherapie ist beim Zervixkarzinom von besonderer Bedeutung. Durch die Kontakttherapie lässt sich eine hohe Strahlendosis am Tumor erzielen. Die Kontaktbestrahlung wird heute in Deutschland mit dem HDR („high-dose-rate“)-Afterloading-Verfahren durchgeführt. Sie ist fester Bestandteil in der definitiven Behandlung der Stadien I bis III, im Stadium IV muss individuell entschieden werden.

Die Gesamtdosis unter Berücksichtigung der HDR-Kontakt- und der Hochvolttherapie sollte im Bereich des Primärtumors mindestens 70 bis 75 Gy, im Bereich der Lymphabflusswege 50 bis 55 Gy betragen.

Trotz korrekter Operation können sich postoperativ histologische Kriterien herausstellen, die ein hohes Risiko für die Rezidiventstehung darstellen. Eine Senkung der Lokalrezidivquote durch eine lokale Nachbestrahlung in dieser High-risk-Situation konnte nachgewiesen werden, ob sich das Gesamtüberleben damit verbessert, ist bis jetzt unklar.

In der Zukunft ist eine verbesserte Dosisverteilung, verbunden mit einer Schonung der Risikoorgane bei höheren Tumordosen, durch die „Intensitätsmodulierte Strahlentherapie“ zu erwarten. Ebenfalls kommen bereits MRT-geplante Brachytherapien mit individueller Isodosenmodulation zur Anwendung. Ob der Einsatz der Schwerionentherapie in der gynäkologischen Therapie sinnvoll sein wird, bleibt abzuwarten.