Z Geburtshilfe Neonatol 2005; 209 - PO_1_8
DOI: 10.1055/s-2005-923147

Polyhydramnnion: Differentialdiagnose bei höhergradigem fetalen vesicoureteralem Reflux

S Marek 1, S Ermisch 1, W Stein 1, S Schmidt 1
  • 1Klinik für Geburtshilfe und Perinatalmedizin der Philipps-Universität Marburg

Einleitung: 10-30% der pränatal diagnostizierten Nierenbeckendilatationen sind mit einem vesicoureteralen Reflux (VUR) ohne weitere renale Fehlbildungen assoziiert. In Abhängigkeit vom Schweregrad des VUR kann es zur Refluxnephropathie mit renaler Narbenbildung bis hin zur Niereninsuffizienz kommen. Mit zunehmender Einschränkung der Nierenfunktion kommt es zur Abnahme der Fruchtwassermenge. Ein Polyhydramnion findet man bei vermehrter Urinproduktion oder bei Fehlbildungen die mit einem gestörten Schluckakt einher gehen.

Patientin und Methode: Wir berichten über eine 37-jährige, III. Gravida, II. Para, die sich in der 39+1 SSW mit der Frage zur äußeren Wendung bei Beckenendlage erstmalig in unserer Ambulanz vorstellte. Anamnestisch unauffälliger Schwangerschaftsverlauf, keine Besonderheiten in der Eigen- und Familienanamnese. Es erfolgte die differenzierte ultrasonographische Diagnostik.

Ergebnisse: Die ultrasonographische Diagnostik ergab eine bilaterale Erweiterung des Nierenbeckenkelchsystems rechts von 2,37cm, links von 1,65cm und ein Polyhydramnion (Amnionfluidindex 29,6cm). Keine weiteren sonomorphologischen Auffälligkeiten. In der 39+4 SSW erfolgte die elektive Sectio caesarea. Geboren wurde ein 4250g schwerer Junge. Das postpartal durchgeführte Miktionszysturethrogramm zeigte einen beidseitigen vesicouretralen Reflux Grad V. Zur Infektionsprophylaxe wurde eine Antibiotikatherapie durchgeführt.

Schlussfolgerung: Bei einer pränatal diagnostizierten fetalen Hydronephrose und einem Polyhydramnion muss differentialdiagnostisch an einen VUR gedacht werden. Aufgrund des progressiven Charakters des VUR mit Reduktion der renalen Funktion bis hin zur Niereninsuffizienz muss die pädiatrische Vorstellung erfolgen. Die frühe Diagnostik und der rechtzeitige Beginn einer antibiotischen Therapie beugt die Infektion vor und schützt die Nierenfunktion.