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DOI: 10.1055/s-2005-922276
Diagnostik und Therapie von Normaldruckglaukomen
Hintergrund: Unter NDG versteht man ein Krankheitsbild, dass sich auszeichnet durch eine glaukomatöse Papillenveränderung (=Verlust an retinalen Ganglienzellen und Astrocyten) und einem Hornhaut-korrigierten IOP <20mmHg. Die Prävalenz von NDG ist unklar. Die Arbeitsgruppe um Anders Heijl fand bei bevölkerungsweiten Screening-Untersuchungen eine stark altersabhängige Prävalenz von Offenwinkelglaukomen von ca 2–3%. Ca 50% der OWGs hatten Druckwerte unter 21mmHg. Die Pathogenese des NDG ist wahrscheinlich vergleichbar mit anderen Neurodegenerationen, bei denen Gliazellen und Axone betroffen sind. Sie zeichnen sich aus durch folgende Faktoren: erst im Erwachsenenalter erkennbar, langsamer Prozess über Jahre, gleichzeitiges Vorhandensein erkrankter und nicht erkrankter Neuronen, häufig vaskuläre Ursache, genetische Komponente. Die Mikrogliosen des Gehirns (Degeneration von Astrocyten und zerebraler Ganglienzellen/Axone („WMLs“) könnten ähnliche pathogenetische Ursachen haben, wie die N. opticus-Veränderungen bei NDG. Die „mikrovaskulären Gliose Herde“ sind Degeneration von Axonen und Gliazellen im zerebralen Marklager. Deren Ursache ist nicht eindeutig geklärt, sie beruhen wahrscheinlich auf lokalisierten Gefäßschäden in kleinen Arteriolen, zerebralen Autoregulationsstörungen, wiederholten moderaten Abfällen der lokalen zerebralen Versorgung und führen zu kognitiven Funktionsstörungen.
Absicht: Prüfung der Hypothesen, ob Herz-Kreislauf-Erkrankungen assoziiert sind mit Funktionsstörungen der retinalen Gefäß-Endothelzellen und ob glaukomatöse Optikusatrophien bei NDG-Patienten mit vaskulären Risikofaktoren assoziiert sind?
Methode: Eigene Untersuchungen und Literaturrecherche.
Ergebnisse: Mögliche Ursachen: Als mögliche Ursachen für ein NDG werden beschrieben relativ erhöhter IOP, fortgeschrittenes Alter, zu schwacher oder starker nächtlicher Blutdruckabfall [Non-dipper (0–10%) und extreme dipper (>20%)], „Small vessel disease“, kardiovaskuläre Erkrankungen, erniedrigter Randsaum-Blutfluss, verstärkter morgendlicher Blutfluss-Abfall in Randaum, erhöhtes Vorkommen des Epsilon4-allels des Apolipoprotein E-Gens, erhöhte Aktivität von enzymatischen Matrix-Metalloproteinasen-Aktivität durch Monozyten, erhöhtes Cholesterin, Homozystein, zerebrale Regulationsstörungen, Präsenz von cerebralen mikrovaskulären Gliosen (WMLs).
Diagnostik bei NDG: Untersuchung der systemischen und okulären Zirkulation mit Anamnese, Intima-media-Dicke A. carotis, Gehirn-NMR, 24h-IOP & HH-Dicke, 24h-Blutdruck, retinale Gefäße (qualitativ, av-ratio, HRF), Pulskurvenanalyse der A. centralis, A. ophthalmica, kapillarer Blutfluss Randsaum (HRF), vaskuläre Endiothelzellfunktion („Flicker-Test“).
Therapie bei NDG: IOP-Senkung bei NDG hilfreich, wenn keine kardiovaskulären Erkrankungen vorliegen mit z.B. Carboanhydrase-Hemmer, (Trusopt, Azopt), Alpha2-Agonisten (Brimonidin, Alphagan), Cave Betablocker. Systemische Therapie möglich mit Nimodipin 2×15mg p.o., (Ca2+-Antagonist), Candersartan Cilextitil (AT1-Inhibitor), Brovincamine 3×20mg/d, (Ca2+-Antagonist), Gingko biloba, Cholesterin-Senker.