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DOI: 10.1055/s-2005-922132
Lidschwellung nach Zahnarztbesuch
Zusammenfassung: Lidschwellungen sind in der Augenheilkunde häufige und zumeist harmlose Symptome. Nach kieferchirurgischen Operationen oder Eingriffen im Bereich der Nasennebenhöhlen können Lidschwellungen jedoch ein Frühsymptom einer fortgeleiteten schwerwiegenden orbitalen Infektion sein. In Folge einer einfachen Zahnwurzelbehandlung ist eine derartige Komplikation nach Wissen der Autoren noch nie beschrieben worden.
Kasuistik: 24 Stunden nach einer Zahnwurzelbehandlung traten bei einer 29-jährigen Patientin Schmerzen, Wangen- und Unterlidschwellung auf. Nach drastischer Schmerzzunahme der rechten Gesichtshälfte und vermehrter Lidschwellung zeigte die Bildgebung (CT) neben einer dichten Kieferhöhlenverschattung eine Durchwanderungsinfektion mit Beteilung des Siebbeins und intraorbitaler Ausbreitung über die mediale Orbitawand. Intraoperativ wurden Kieferhöhle und retromaxillärer Raum drainiert, die Orbita über eine mediale infraorbitale Inzision entlastet und drainiert. Auffällig war eine umfangreiche Pus-Entleerung insbesondere von infraorbital. Im intraoperativen Abstrich ließen sich zahlreich Propionibakterien und Candida albicans nachweisen. Unter einer systemischen Therapie mit Metronidazol, Gentamycin und Augmentan kam es postoperativ zu einer raschen Befundbesserung. Die Doppelbilder im Aufblick waren 12 Tage nach dem Eingriff ebenso wie die Lidschwellung komplett verschwunden.
Schlussfolgerungen: Nur durch das schnelle operative Eingreifen ist eine visusbedrohende orbitale Infektion vermieden worden. Obwohl eine solch foudroyant verlaufende Infektion bei einer immunkompetenten jungen Patientin eine absolute Rarität darstellt, sollten unerwartete Lidschwellungen nach zahnärztlichen Eingriffen nicht bagatellisiert werden, sondern eine gründliche ophthalmologische und ggf. auch bildgebende Diagnostik nach sich ziehen.