Z Gastroenterol 2005; 43 - Poster_10
DOI: 10.1055/s-2005-921797

–94ins/delATTG-Promotorpolymorphismus des NFKB1-Gens bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen

J Glas 1, HP Török 1, 2, L Tonenchi 1, P Jagiello 6, W Klein 6, JT Epplen 6, T Griga 7, U Schiemann 8, S Brand 4, P Lohse 5, M Folwaczny 3, T Ochsenkühn 4, C Folwaczny 1, 2
  • 1Medizinische Poliklinik
  • 2Chirurgische Klinik und Poliklinik
  • 3Poliklinik für Zahnerhaltung und Parodontologie, Standort Innenstadt
  • 4Medizinische Klinik und Poliklinik II
  • 5Institut für Klinische Chemie, Standort Grosshadern, Klinikum der Universität München
  • 6Abteilung Humangenetik
  • 7Medizinische Klinik I Gastroenterologie und Hepatologie, Berufsgenossenschaftliche Kliniken Bergmannsheil, Ruhr-Universität Bochum
  • 8Klinik für Allgemeine Innere Medizin, Inselspital Bern

Hintergrund: Nuclear Factor-κB (NF-κB) ist ein wichtiger Transkriptionsfaktor in der Regulation immunologischer Vorgängen und ist bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen hochreguliert. Kürzlich zeigte eine Studie eine Assoziation des –94delATTG-Allels des –94ins/delATTG-Promotorpolymorphismus im für die NF-κB-Isoformen p105 und p50 kodierenden NFKB1-Gen mit der Colitis ulcerosa. Funktionelle Untersuchungen zeigten für die beiden Allele Unterschiede in der Bindung von Proteinen aus nukleären Kernextrakten. Es sollte untersucht werden, ob sich die beschriebene Assoziation bestätigt und ob eine Assoziation mit dem Morbus Crohn besteht. Zusätzlich sollte die Gruppe der Patienten mit M. Crohn nach den drei häufigsten mit dem M. Crohn assoziierten Mutationen im CARD15/NOD2-Gen (R702W, G908R, L1007fsinsC) stratifiziert werden.

Methoden: Die Studienpopulation bestand aus 630 Patienten mit M. Crohn, 365 Patienten mit C. ulcerosa sowie 974 Kontrollindividuen. Die Genotypisierung erfolgte mittels PCR und RFLP-Analyse, die statistischen Auswertung mithilfe des χ2-Tests.

Ergebnisse: Die Frequenzen des –94delATTG-Allels betrugen 39,4% in der Gruppe der Patienten mit M. Crohn, 42,1% in der Gruppe der Patienten mit C. ulcerosa sowie 39,7% in der Kontrollgruppe. Die Unterschiede waren für beide Krankheitsbilder im Vergleich zur Kontrollgruppe nicht signifikant. Beim Vergleich der einzelnen Genotypen ergaben sich auch nach Stratifikation hinsichtlich der drei häufigsten Mutationen im CARD15/NOD2-Gen keine signifikanten Unterschiede.

Schlussfolgerung: Die Studie konnte den Vorbefund einer Assoziation des –94ins/delATTG-Promotorpolymorphismus mit der C. ulcerosa nicht bestätigen. Ebenso zeigte sich keine Assoziation dieses Polymorphismus mit dem M. Crohn sowie kein Zusammenhang mit dem Vorliegen von Mutationen im CARD15/NOD2-Gen. Die Befunde sprechen aus genetischer Sicht gegen eine Bedeutung dieses Polymorphismus bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen.