Gesundheitswesen 2005; 67 - VF_V39
DOI: 10.1055/s-2005-920671

Reha in der Onkologie: Gründe für bzw. gegen eine Inanspruchnahme

A Meyer 1, B Grunwald 1, K Kitze 2, J Ernst 3, R Schwarz 3
  • 1Abteilung Sozialmedizin, Universität Leipzig
  • 2Klinik und Poliklinik für Psychiatrie, Universität Leipzig
  • 3Abteilung Sozialmedizin, Universität Leipzig

Hintergrund/Ziel:: Ein zentrales Ziel der medizinischen Rehabilitation besteht darin, die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben durch Wiederherstellung von Gesundheit und Belastbarkeit zu sichern und damit eine frühzeitige Berentung oder Pflege zu verhindern. Dennoch nehmen nur etwa 50% aller Krebspatienten (Klosterhuis, 2001) Rehabilitationsmaßnahmen in Anspruch, trotz der subjektiven Einschätzung hoher Rehabilitationsbedürftigkeit (Rische & Löffler, 1998). In einer quantitativen Studie wurden Patienten mit verschiedenen Krebslokalisationen zu ihren Rehabilitationswünschen befragt und gebeten ihr psychisches Befinden einzuschätzen. Studiendesgin, Stichprobe und Instrumente: In einer Längsschnittstudie mit drei Messzeitpunkten wurden bisher 141 Patienten mit onkologischen Erkrankungen mittels verschiedener standardisierter Fragebögen untersucht. Die Patienten wurden gefragt, ob und gegebenenfalls welche Anschlussheilbehandlung (stationär vs. ambulant) sie in Anspruch nehmen möchten und nach den Gründen für ihre Entscheidung. Des weiteren wurden die Erwartungen der Patienten an die AHB mit dem Fragebogen zu Rehabilitationserwartungen und Rehamotivation (FREM) von Deck erhoben. Am Ende der Rehabilitation wurden die Studienteilnehmer gebeten, ihre Zufriedenheit mit der Rehabilitationsmaßnahme einzuschätzen. Zur Beurteilung des psychischen Befindens wurden das SKID, die SCL-27 und die HADS eingesetzt. Erwartete Ergebnisse: Die Mehrzahl der Patienten möchte eine stationäre Rehabilitation in Anspruch nehmen, da sie über die Möglichkeit eines ambulanten Rehabilitationsangebotes nicht informiert ist. Patienten, die sich für eine ambulante Rehabilitation entscheiden, würden eine stationäre ablehnen.

Sehr stark psychisch belastete Patienten nehmen bevorzugt eine stationäre AHB in Anspruch. Es gibt unterschiedliche Rehabilitationserwartungen bezüglich des Settings (stationär vs. ambulant): während stationäre Rehabilitanden sich vorwiegend erholen und vom Alltag abschalten wollen, streben ambulante Rehabilitanden die Wiederherstellung ihrer körperlichen Leistungsfähigkeit und somit die schnellstmögliche Rückkehr in den Beruf an. Die Zufriedenheit mit der AHB ist sowohl für das stationäre als auch für das ambulante Setting hoch. Diskussion: Ambulante Rehabilitationsangebote werden von Patienten mit onkologischen Erkrankungen bisher kaum genutzt, obwohl sie nicht nur eine Alternative zu stationären Angeboten sondern auch zu der Ablehnung eines Rehabilitationsangebotes darstellen. Die Patienten sollten deshalb umfassender über die Möglichkeit ambulanter Rehabilitationsmaßnahmen aufgeklärt werden, um den gesundheitspolitischen Grundsätzen „Reha vor Rente“, „Reha vor Pflege“ sowie „ambulant vor stationär“ besser gerecht werden zu können.