Gesundheitswesen 2005; 67 - VF_V29
DOI: 10.1055/s-2005-920661

Effekte psychosozialer Betreuung auf die Überlebenszeit von Patienten mit gastro-intestinalen Tumoren – 10-Jahres-Follow-up einer prospektiven randomisierten Studie

T Küchler 1, S Rappat 2, B Bestmann 3, D Henne-Bruns 4, S Wood-Dauphinee 5
  • 1RZLQ, Universitätsklinikum Kiel
  • 2Abt. für Med. Psychologie d. UKE Hamburg
  • 3RZLQ, Universitätsklinikum Kiel
  • 4Visceral- und Transplantationschirurgie, Ulm
  • 5Clin. Epidemiology, Montreal, Canada

Hintergrund/Ziele und Forschungsfragen: Von 1990 bis 1992 wurde am UKE Hamburg eine prospektive randomisierte Studie zur Frage des Einflusses psychosozialer Betreuung durchgeführt. Es wurden insgesamt 271 Patienten mit der (Verdachts-) Diagnose GI-Tumor in die Studie eingeschlossen. Die Patienten der KG (N=135) erhielten die übliche chirurgische Therapie, die Patienten der EG (N=136) erhielten zusätzlich psychoonkologische Betreuung durch ausgebildete Psychotherapeuten. Material und Methoden: EORTC QLQ C-30 + diagnosespezif. Module, Mental Adjustment to Cancer Scale, Dokumenation aller chirurg./medizin./ pflegerischen Maßnahmen. Zwischen 6/2003 und 12/2003 wurde das 10-Jahres-Follow-up durchgeführt. Mithilfe des Hamburger Krebsregisters, der Hausärzte und der Einwohnermeldeämter konnte der Überlebensstatus aller 271 Patienten gesichert werden. Die statistische Auswertung erfolgte in drei Schritten: zunächst wurden EG und KG varianzanalytisch bezüglich prognostisch relevanter Parameter zum Baseline-Zeitpunkt verglichen. Dann wurde univariat mit der Kaplan-Meier-Methode die Überlebenszeit von EG und KG verglichen. Schließlich erfolgte eine multivariate Einflussprüfung mittels Cox-Regression, die den Einbezug div. Kovariaten erlaubt. Ergebnisse: 1. es wurden keine stat. signif. Unterschiede zwischen EG und KG bezüglich relev. prognostischer Faktoren wie TNM-Stadium, R-Klassifikation, Diagnoseverteilung u. ä. gefunden. 2. im univariaten Vergleich (Kaplan-Meier) fand sich ein hochsignifikanter (p=.0006) Überlebenszeitunterschied zugunsten der EG: Das mittlere Überleben in der Behandlungsgruppe betrug 4.36 Jahre (median: 2.09 Jahre), in der Kontrollgruppe 2.67 Jahre (median: 0.98 Jahre).

Ergebnisse: Psychoonkologische Betreuung als integrativer Bestandteil der Gesamtbehandlung von Patienten mit gastrointestinalen Tumoren ist in Bezug auf Überlebenszeit und Lebensqualität wirksam und sollte den Stellenwert einer adjuvanten Therapie erhalten.