Gesundheitswesen 2005; 67 - V79
DOI: 10.1055/s-2005-920573

Arzt-Patient Interaktion als Kerninhalt des Medizinsoziologischen Kurses: Evaluationsergebnisse und Erfahrungen mit einem neuen Konzept seit 2001

A Trojan 1, O von dem Knesebeck 1, T Schulz 1, H Döhner 1, M Frost 2, K Weidtmann 3
  • 1Institut für Medizin-Soziologie
  • 2Studiendekanat des FB Medizin, UKE
  • 3Institut für Medizin-Soziologie

Hintergrund/Ziele und Forschungsfragen: Schon vor Inkrafttreten der neuen AOÄ wurde in Hamburg begonnen auf dem Boden des zu erwartenden Gesetzestextes die Lehre im vorklinischen Studium zu reformieren: Kurs und Seminar in der Medizin-Soziologie wurden schon seit WS 01/02 scheinpflichtig; die vorher 2-stündige Veranstaltung wurde geteilt in ca. 1 SWS Kurs und ca. 1 SWS Seminar; seit WS 02/03 erfolgt die Zulassung der (über 400 Studierenden) jährlich. Kerninhalt des Kurses für ca. 20 Gruppen mit ca. 20 Teilnehmern jährlich ist die Aufgabe, ein Interview zu führen mit (Ex-)Patienten. Dies Gespräch wird in je einer mehrstündigen Sitzung vor- und nachbereitet und schriftlich dokumentiert. Die Veranstaltung wird regelhaft evaluiert. Die Ergebnisse der quantitativen und qualitativen Evaluationen sollen dargestellt und diskutiert werden. Material und Methoden: Das Evaluationsinstrument enthält 10 Aussagesätze, denen auf einer Skala zugestimmt werden kann (anfangs 4-, später 6-stufig). Die qualitative Diskussion beruht einerseits auf 3 offenen Fragen des Evaluationsinstrumentes und andererseits auf protokollierten, mehrfachen semesterlichen Sitzungen, in denen sich hauptamtlich Lehrende zusammen mit Tutoren über die inhaltlichen und didaktischen Erfahrungen im Unterricht austauschten. Ergebnisse: Das Konzept wurde komplikationslos von den Studierenden angenommen. Die Aufgabe, sich selbst Patienten für das Interview zu suchen, wird ohne Probleme bewältigt. Hinsichtlich der Gesamtzufriedenheit mit dem Seminar sind einige methodische Probleme anzusprechen, die die Vergleichbarkeit der verschiedenen Semester betreffen. In den letzten 3 Jahren haben sich geringfügige Verbesserungen von 3,89 auf 4,35 ergeben. Zurzeit liegen uns keine Informationen darüber vor, wie die Kurse in den naturwissenschaftlichen Fächern (mit einem ähnlichen Instrument des Studiendekanats) bewertet wurden. Schlussfolgerungen und Diskussion: Zur Diskussion gestellt werden sollen einige Thesen hinsichtlich der Übertragbarkeit des Modells auf andere Universitäten sowie Fragen nach der allgemeinen Akzeptanz der psychosozialen Fächer im Medizinstudium und den Möglichkeiten, die Studenten besser zu erreichen.