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DOI: 10.1055/s-2005-920549
Regelmäßiges Bewegungstraining führt schon im Vorschulalter zu einer Senkung des diastolischen Blutdrucks
Hintergrund/Ziele und Forschungsfragen: Mehrere Studien aus den letzten Jahren haben gezeigt, dass das kardiovaskuläre Risikoprofil in der frühen Kindheit ein wichtiger Prädiktor für spätere kardiovaskuläre Morbidität ist. Deshalb müssen wirksame Maßnahmen zur Verringerung des kardiovaskukären Risikos in der frühen Kindheit entwickelt werden. Bei Jugendlichen und Erwachsenen führt regelmässige Bewegung bekanntermassen zu einer Reduktion von Übergewicht und arteriellem Blutdruck. Die Wirksamkeit von regelmässiger Bewegung auf den Blutdruck von Kindern im Vorschulalter ist jedoch nicht bekannt. Das Ziel dieser Studie war es, den Effekt eines 2-jährigen, regelmässigen Bewegungstrainings im Kindergarten auf den Ruhe- und Belastungsblutdruck zu untersuchen. Material und Methoden: In 12 Berliner Kindergärten wurden 164 Jungen und 135 Mädchen (Alter 3,5±0,4 Jahre) in die Studie eingeschlossen. Die Kindergärten wurden randomisiert und in sechs Interventionskindergärten wurde 24 Monate lang ein strukturiertes Bewegungstraining durchgeführt. Sechs Kindergärten dienten als Kontrollen. Zu Beginn der Studie waren die Gruppen hinsichtlich Alter und Body-mass-Index vergleichbar. Die Hauptergebnisparameter waren Unterschiede im systolischen Blutdruck (SBP), diastolischen Blutdruck (DBP) und Herzfrequenz (HF) in Ruhe, sowie während und nach submaximaler ergometrischer Belastung (2 Minuten, 25 Watt) am Ende der Studie. Ergebnisse: Zu Beginn der Studie bestanden keine Unterschiede im SBP, DBP oder HF zwischen den Gruppen. Für SBP und HF bestand auch nach 2 Jahren kein Unterschied. Allerdings waren zu diesem Zeitpunkt signifikante Unterschiede im DBP zu beobachten. Der DBP war in der Interventionsgruppe im Vergleich zu Kontrollen in Ruhe statistisch signifikant niedriger (65,7mmHg, SEM 0,72 vs. 68,1mmHg, SEM 0,87; p=0,029). Dies traf auch für die Messungen während (62mmHg, SEM 1,28 vs. 68,8mmHg, SEM 1,57; p=0,001) und 1 Minute (65,1mmHg, SEM 0,98 vs. 68,1mmHg, SEM 1,08; p=0,04) und 3 Minuten (64,4mmHg, SEM 0,97 vs. 67,6mmHg, SEM 0,95; p=0,024) nach der Ergometrie zu. In einem generalized-estimating-equations (gee) Modell blieb die Zugehörigkeit zur Interventionsgruppe eine statistisch signifikante Variable für alle Outcome-Parameter. Schlussfolgerungen und Diskussion: Selbst bei 3–5 jährigen Kindern führt regelmässiges Bewegungstraining zu einer statistisch signifikanten Reduktion des diastolischen Blutdrucks in Ruhe und unter Belastung. Regelmässige Bewegung im frühesten Lebensalter hat über diesen und andere Mechanismen höchstwahrscheinlich einen präventiven Effekt auf die spätere kardiovaskuläre Morbidität und sollte fester Bestandteil der Kindergarten- und Schulcurricula sein.