Z Gastroenterol 2005; 43 - CV11
DOI: 10.1055/s-2005-920419

Lebendspende-Lebertransplantation bei hepatozellulärem Karzinom in Zirrhose

S Jonas 1, J Mittler 1, T Theruvath 1, A Pascher 1, C Benckert 1, G Schumacher 1, JM Langrehr 1, B Rudolph 2, P Neuhaus 1
  • 1Charité Campus Virchow Klinikum; Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Berlin
  • 2Institut für Pathologie, Charité, Berlin

Die Lebendspende-Lebertransplantation des rechten Leberlappens wurde in den letzten Jahren in einer wachsenden Anzahl von Zentren etabliert. Der Anteil von Patienten mit einem HCC beträgt im European Liver Transplant Registry etwa 25% gegenüber 10% nach Organspende von verstorbenen Spendern. Ein wesentlicher Grund für die Ausweitung der Indikationsstellung beim HCC ist der nicht belastete allgemeine Organpool.

Zwischen 1988 und März 2005 wurde bei 550 Patienten eine chirurgische Entfernung eines HCC durchgeführt (Transplantation: n=187; Resektion: n=363). 21 Patienten mit HCC in Zirrhose hatten zwischen 1999 und Februar 2005 den rechten Leberlappen nach Lebendspende erhalten (11% aller Lebertransplantationen beim HCC). Der Initiierung des Programmes und jeder Lebendspende ging die Zustimmung der lokalen Ethikkommission voraus.

Keiner der Spender starb bzw. erlitt schwerwiegende oder persistierende Komplikationen. Die Rate an chirurgischen Komplikationen bei Spendern (Galleleck, Nachblutung) lag bei 9%. Die Primärdiagnosen bei den 21 Empfängern waren Hepatitis C (n=12), Hepatitis B (n=6), Alkohol-toxische (n=2) oder kryptogene Zirrhose (n=1). Der histopathologische Differenzierungsgrad der HCCs war hoch (n=3), mittel (n=12) oder niedrig bei 6 Patienten. Der mediane Tumordurchmesser betrug 3.8 cm (1–11 cm). Eine Gefäßinfiltration wurde in den HCCs von 12 Patienten (57%; makroskopische Invasion n=4; mikroskopische Invasion: n=8) nachgewiesen. Nach einer medianen Nachbeobachtungszeit von 26 Monaten (1–63 Monate) wurden bei 4 Patienten Tumorrezidive beobachtet (davon jeweils 2 Patienten mit makroskopischer bzw. mikroskopischer Gefäßinfiltration). Die 5-Jahres-Überlebensrate betrug 68% und das rezidivfreie 5-Jahres-Überleben 64%. Zwei weitere Patienten starben innerhalb des ersten Monats an einer intrakraniellen Blutung bzw. an einer Sepsis.

Die bisherigen Erfahrungen bestätigen, dass die Lebendspende-Lebertransplantation sicher durchgeführt werden kann. Die postoperative Empfängerletalität kann aufgrund der bislang geringeren Fallzahlen allerdings noch nicht abschließend mit früheren Berichten verglichen werden. Die bisherigen Ergebnisse unterstützen eine vorsichtige Ausdehnung der Selektionskriterien von Patienten mit einem HCC in Zirrhose.

Keywords: Lebendspende, Lebertransplantation, Zirrhose, hepatozelluläres Karzinom