Z Gastroenterol 2005; 43 - CV48
DOI: 10.1055/s-2005-920405

Zur Prognoserelevanz der frühen lymphatischen Tumorzelldisseminierung beim Pankreaskarzinom

C Milsmann 1, L Füzesi 2, C Werner 3, H Becker 1, O Horstmann 1
  • 1Abteilung für Allgemeinchirurgie, Georg-August-Universität, Göttingen
  • 2Abteilung Gastroenteropathologie, Universitätsklinikum Göttingen, Göttingen
  • 3Institut für Medizinische Statistik, Universitätsklinikum Göttingen, Göttingen

Zielsetzung der Untersuchung war es, die relative Häufigkeit und prognostische Relevanz von okkulten Tumorzellen in lokoregionären Lymphknoten des Pankreaskarzinoms zu bestimmen. Patienten und Methode: Von 115 Patienten mit einem Adenokarzinom des Pankreas (n=84), einem Papillenkarzinom (n=19) oder einem distalen Choledochus-Karzinom (n=12) waren 48 Patienten (42%) nodal negativ (pN0). Hier wurden bei 41 pN0-Patienten insgesamt 271 LK retrospektiv mithilfe des anti-epithelialen monoklonalen Antikörpers Ber-EP4 auf okkulte Tumorzellen hin untersucht. Der Einfluss von Prognosefaktoren für das Auftreten von okkulten Tumorzellen wurde univariat, die prognostische Relevanz auch multivariat bestimmt. Ergebnisse: Bei 16 der untersuchten 41 pN0-Patienten konnten Ber-EP4-immunoreaktive Zellen entsprechend einer okkulten Tumorzelldissemination in Lymphknoten gesichert werden (39%). Das Auftreten einer okkulten Tumorzelldisseminierung war unabhängig von gängigen Prognosefaktoren wie Tiefeninfiltration pT3/pT4 (32 vs. 25%), Differenzierungsgrad G3 und G4 (30% vs. 44%) oder nicht kurativer Resektion (12 vs. 19%), jeweils p>0,05. Allerdings war eine okkulte Tumorzelldisseminerung bei Choledochuskarzinomen (100%) signifikant häufiger als bei Papillenkarzinomen (20%) oder Adenokarzinomen (36%), p=0,009. Okkulte Tumorzellen schränkten die Patientenprognose sowohl in einer uni- als auch in einer multivariaten Analyse signifikant ein (Fünf-Jahres-Überlebensraten: Makrometastasen (pN1/pN2) 9%, okkulte Tumorzellen (pN0(i+)) 10% und keine okkulten Tumorzellen (pN0(i-)) 53% (p=0,0047)). Schlussfolgerung: Bei etwa einem Drittel aller nodal-negativen Pankreaskarzinom-Patienten lässt sich zum Zeitpunkt der Resektion eine okkulte Tumorzelldissemination nachweisen, die prognostisch einer lymphogenen Makrometastasierung entspricht und die neben der Radikalität der Resektion einen unabhängigen Prognosefaktor darstellt. Eine klinische Konsequenz könnte sich hieraus mit Verfügbarkeit wirksamer Adjuvantstherapien ergeben.