Z Gastroenterol 2005; 43 - CP34
DOI: 10.1055/s-2005-920384

Einfluss eines Diabetes mellitus auf die perioperative Mortalität und Morbidität bei Leberresektionen

O Guckelberger 1, A Thelen 1, C Benckert 2, C Schöbel 1, S Reuter 1, J Klupp 1, S Jonas 1, P Neuhaus 1
  • 1Charité Campus Virchow Klinikum; Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Berlin
  • 2Charité, Campus Virchow-Klinikum, Chirurgische Klinik für Viszeral- und Transplantationschirurgie, Berlin

Eine erhöhte Mortalität und Morbidität nach Leberresektionen bei Diabetikern wird kontrovers diskutiert. Die bisher untersuchten Populationen waren nach Entitäten selektiert (colorektale Metastasen, hepatozelluläres Karzinom) und wiesen entsprechend spezifische Komorbiditäten auf (Chemotherapie, Hepatitis B oder C).

Methoden: Von 2369 Leberresektionen wurden alle 633 Patienten ohne vorhergehende größere abdominalchirurgische Eingriffe oder (neo)adjuvante Chemotherapien ausgewertet (1989–2003). Aus einer prospektiven Datenbank wurden Variablen analysiert, die bei der Patientenselektion (Grunderkrankung, Leberfunktion, Diabetes) oder der Operationsplanung (Pringle-Manöver, Ausmaß der Resektion) berücksichtigt werden können.

Ergebnisse: 75 Patienten (11,8%) waren Diabetiker. 96 Resektionen (15,2%) erfolgten bei bestehender Zirrhose. Eine Hepatitis B oder C lag bei 6,2% (n=39) oder 6,5% (n=41) der Patienten vor. Das Ausmaß der Resektion betrug im Median 4 Segmente (1–7) mit einer perioperativen Mortalität von 5,5% (n=35). 234 Patienten (37%) erlitten 468 Komplikationen. Die Mortalität unter Diabetikern war höher als bei den anderen Patienten (10.7% vs. 5,3%, p=0.047). Außerdem zeigten sich in der univariaten Analyse Alter, männliches Geschlecht, Bilirubin, Albumin, Quick, Zirrhose, Ikterus, Hepatitis C, Ausmaß der Resektion und Operationen vor 1999 als signifikante Variablen. Alter, Geschlecht, Zirrhose und Ikterus waren zu ungunsten der Diabetiker verteilt. Multivariat wurden lediglich Alter, Albumin, Zirrhose, Anzahl der Segmente und Operationsdatum als unabhängige Variablen identifiziert. Die perioperative Morbidität zeigte keine Differenz zwischen diabetischen und nicht diabetischen Patienten (44% vs. 36%, p=0,179). Eine Niereninsuffizienz (13,3% vs. 6,3%, p=0,025), vermehrte Aszitesbildung (9,3% vs. 4,8%, p=0,036) oder eine Pneumonie (6,7% vs. 2,5%, p=0,048) fand sich jedoch häufiger bei Diabetikern.

Diskussion: Unter etablierten Selektionskriterien (kardiopulmonale Evaluation, Leberfunktionsabschätzung) zeigt das alleinige Vorliegen eines Diabetes mellitus keinen Einfluss auf die perioperative Mortalität oder Morbidität nach Leberresektion. Die häufige Assoziation mit anderen Risikofaktoren muss jedoch berücksichtigt werden.

Keywords: Diabetes, Leberchirurgie, Morbidität, Mortalität