Z Gastroenterol 2005; 43 - CV42
DOI: 10.1055/s-2005-920379

Die Expression des Chemokin-Rezeptors CCR7 in kolorektalen Karzinomen korreliert mit deren Lymphknotenmetastasierung

K Günther 1, J Leier 2, G Henning 3, A Dimmler 4, A Dimmler 5, R Weißbach 6, W Hohenberger 2, W Hohenberger 7, R Förster 3
  • 1Chirurgische Klinik I im Klinikum Fürth, Fürth
  • 2Chirurgische Klinik, Universität Erlangen-Nürnberg, Erlangen
  • 3Institut für Immunologie der Universität Hannover, Hannover
  • 4Pathologisch-Anatomisches Institut, Erlangen
  • 5Pathologische Abteilung der Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nuernberg, Erlangen
  • 6Institut für Wirtschafts- und Sozialstatistik der Universität Dortmund, Dortmund
  • 7Chirurgische Klinik mit Polikllinik der Universität Erlangen/Nürnberg, Erlangen

Chemokine und ihre Rezeptoren sind maßgeblich beim "homing" der Lymphozyten in den sekundären Lymphorganen beteiligt. Entsprechende Mechanismen wurden auch bei der Lymphknotenmetastasierung mancher solider Tumoren nachgewiesen. Gelänge die Prädiktion des Lymphknotenbefalls kolorektaler Karzinome anhand der Analyse der Chemokin-Rezeptor-Expression im Primarius, könnten so Patienten bei gleicher Kurativität zu wenig invasiven, lokalen Therapieverfahren ohne radikale Lymphdissektion selektioniert werden. Nach derzeit gültigen Kriterien kommen bislang dafür nur jene 5% aller Patienten in Frage, deren Karzinome sich auf die pT1-Kategorie ohne Lymphgefäßeinbruch (L0) bei guter (G1) oder allenfalls mäßiger (G2) Differenzierung beschränken.

Wir untersuchten retrospektiv die immunhistochemische Expression der Chemokin-Rezeptoren CCR7, CXCR4 und CXCR5 in paraffingebetteten Primärtumoren 99 kurativ radikal operierter Patienten aller 4 UICC-Stadien.

Die Rezeptor-Expression (neg. vs. pos.) im gesamten Tumor (OT) sowie ausschließlich an der Invasionsfront (IF) sowie weitere Indikatoren (Tumordifferenzierung, Lymphgefäßinvasion, pT-Kategorie, longitudinaler und horizontaler Tumordurchmesser) wurden in Bezug auf den Lymphknotenstatus (pN-Kategorie) uni- und multivariat untersucht (Fisher’s exakt test, Cochran Armitage, Wilcoxon rank sum).

Zusätzlich wurden die Parameter mit der synchronen Fernmetastasierung und dem Gesamtüberleben (Kaplan-Meier, log rank) korreliert. Die mediane Nachbeobachtungszeit betrug 64 Monate.

In der univariaten Analyse korrelierte der Lymphknotenstatus signifikant mit der Lymphgefäßinvasion (p<0,001), CCR7-IF (p<0,0001), CCR7-OT (p<0,0001), CXCR4-IF (p=0,0102), CXCR4-OT (p=0,0191) und der pT-Kategorie (p=0,0189). Die Multivariatanalyse bestätigte eine signifikante Korrelation mit der Lymphgefäßinvasion (p=0,0001) und CCR7-IF (0,0005).

Auch war CCR7-IF signifikant mit einem kürzeren Überleben verbunden (p=0,0303).

CCR7 scheint somit eine wichtige Rolle bei der Lymphknotenmetastasierung kolorektaler Karzinome zu spielen und die Bestimmung der Chemokin-Rezeptoren könnte die Patientenauswahl für lokale Therapiemaßnahmen verbessern. Auch könnten sich Chemokin-Rezeptoren als Targets nicht-chirurgischer Behandlungsstrategien erweisen.

Keywords: CCR7, CXCR4, CXCR5, Chemokin-Rezeptor, Kolorektales Karzinom, Lymphknotenmetastasierung