Z Gastroenterol 2005; 43 - CP28
DOI: 10.1055/s-2005-920364

Änderung der Behandlungsstrategie bei der Colondivertikulitis – erhält die frühelektive Operation den Vorzug gegenüber der konservativen Therapie?

RM Wilke 1, WU Schmidt 2, N Hennes 3, PR Verreet 4
  • 1Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie Klinikum Krefeld, Krefeld
  • 2Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie Klinikum Krefeld, Krefeld
  • 3Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie klinikum Krefeld, Krefeld
  • 4Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie klinikum Krefeld, Krefeld

Zielsetzung: Obwohl die Kolondivertikulitis ein häufiges Krankheitsbild darstellt, wird allgemein eine nicht Evidenz-basierte therapeutische Vorgehensweise angewandt. Während die operative Sanierung der akut komplizierten Divertikulitis als unstrittig gilt, wird die Indikation zur frühelektiven chirurgischen Therapie der unkomplizierten Divertikulitis kontrovers diskutiert. Im Rahmen einer retrospektiven Studie wird das Krankheitsspektrum einer großen viszeralchirurgischen Klinik analysiert und Rückschlüsse auf zukünftige Behandlungspfade ausgegeben.

Ergebnisse: In dem Zeitraum von 1/2002 bis 3/2005 wurden insgesamt 320 Patienten (33 bis 86 Jahre alt, im Mittel 62 Jahre) mit der Diagnose einer Colondivertikulitis behandelt. In allen Fällen wurde eine Koloskopie und CT angefertigt. 286 Patienten (89%) wurden einer operativen Therapie zugeführt. Hierbei wurde in 201 Fällen (70%) eine kontinuitätserhaltende Resektion durchgeführt (22% Laparoskopisch). In 85 Fällen (30%) musste aufgrund des fortgeschrittenen Befundes eine Diskontinuitätsoperation eingeleitet werden. Eine Einteilung erfolgte nach dem modifizierten Schema von Hansen und Stock[1]. 67 Patienten (33 bis 82 Jahre alt, 38% waren jünger als 50 Jahre) wurden als akut unkomplizierte Divertikulitis eingestuft und entsprachen somit dem Stadium I, hiervon wurden 33 Patienten operiert. 253 Patienten (38 bis 86 Jahre alt, 31% waren jünger als 50 Jahre) entsprachen dem Befund einer komplizierten Divertikulitis gemäß den Stadien IIa/b und c (siehe Tab.1).

Schlussfolgerung: Eine prätherapeutische Stadieneinteilung mit Berücksichtigung der individuellen Risikofaktoren stellen die Grundlage für die OP-Indikation und Festlegung des OP-Zeitpunktes dar. Die Anzahl der Entzündungsschübe hatten keinen übergeordneten Einfluss auf die OP-Indikation. Die frühelektive Resektion bei der akut unkomplizierten Divertikulitis war unter Berücksichtigung des jeweiligen individuellen Risikos insbesondere bei Patienten unter 50 Jahren indiziert. Alle akut komplizierten Divertikulitiden wurden einer operativen Therapie unterzogen. Der operative Zeitpunkt nach Symptombeginn lag insgesamt bei durchschnittlich 5 Tagen und somit deutlich niedriger als in der Literatur gefordert[2], ohne eine höhere Komplikationsrate zu verursachen.

Literatur: 1.) Hansen O, Stock W (1999): Prophylaktische Operation bei der Divertikelerkrankung des Kolon-Stufenkonzeptes durch exakte Stadieneinteilung. Langenbecks Arch Chir [Supll II]: 1257 2.) Siewert JR, Huber FT, Brune IB (1995): Frühelektive Chirurgie der akuten Divertikulitis des Colons. Chirurg 66: 1182

Keywords: Colondivertikulitis, frühelektive Operation