Z Gastroenterol 2005; 43 - CP24
DOI: 10.1055/s-2005-920360

Funktionelle Ergebnisse nach anteriorer Rektumresektion

J Schuld 1, S Scheingraber 1, M Remke 1, D Kreissler-Haag 1, M Schilling 1
  • 1Allgemein-, Abdominal- und Gefäßchirurgie, Universitätsklinikum des Saarlandes, Homburg, Homburg

Einleitung:

Die Zahl der kontinenzerhaltenden Rektumresektionen hat stetig zugenommen. Valide Ergebnisse zu Miktions-, Stuhl- und Sexualfunktion liegen nur unzureichend vor. Insbesondere fehlen schlüssige Daten zur Bedeutung einer anorektalen Funktionsdiagnostik.

Material und Methoden:

Zwischen 1/2002 und 1/2004 wurden 125 anteriore Rektumresektionen durchgeführt. Alle mutmaßlich überlebenden Patienten erhielten validierte Fragebögen. 73 Patienten [48 m, 25 w, Alter 65 (32–90) Jahre] beantworteten die Fragebögen. Zur Erfassung der Miktionsfunktion diente der International Prostate Symptom Score, zur Bestimmung der männlichen Sexualfunktion der International Index of Erectile Dysfunktion. Ferner wurde ein Fragebogen zur Stuhlfunktion ausgefüllt. 45 Patienten wurden manometriert.

Ergebnisse:

29 Patienten erhielten einen Transversen Coloplastie Pouches (TCP), bei 19 Patienten wurde eine gerade Colorektale Anastomose angelegt. Die Nachbeobachtungszeit bei Manometrie betrug 1,8 (0,7–3,1) Jahre. Die Stuhlfrequenz in der TCP Gruppe beträgt im Mittel 4,5 Stühle/d vs. 5 Stühle/d bei geraden Anastomosen. Die Kontinenzfunktion differiert in beiden Gruppen nicht signifikant. Die manometrisch erhobenen Ruhe- und Kneifdrucke zeigen in beiden Gruppen keine signifikanten Unterschiede. Ein Zusammenhang zwischen Tumorhöhe und Schließmuskeldruck bestand nicht. Die Perzeptions- und Dafäkationsschwelle waren bei Pouch- Patienten minimal höher (50ml vs.47ml,109ml vs. 90ml). Der Rektoanale Inhibitionsreflex war bei 48% der Patienten nicht auslösbar. 65,9% der Männer litten unter einer schweren erektilen Dysfunktion. Die Miktionsfunktion war nur bei nur 7% hochgradig eingeschränkt. Bei 8 neoadjuvant behandelten Patienten war die postoperative Stuhlfunktion im Vergleich zum Rest-Kollektiv signifikant schlechter. Bei 4 Patienten waren die rektalen Füllungsvolumina im Vergleich zu den nicht neoadjuvant behandelten Patienten signifikant erniedrigt.

Schlussfolgerung:

Die Untersuchung unterstützt die Bedeutung eines Pouchverfahrens bei der TAR, sie zeigt aber auch, dass erhebliche Einschränkungen bei Stuhl- und Urogenitalfunktion beobachtbar sind. Ein neoadjuvantes Behandlungskonzept scheint die postoperative Stuhlfunktion signifikant zu beeinflussen.

Keywords: Anteriore Rektumresektion postoperative Funktion Manometrie erektile Dysfunktion