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DOI: 10.1055/s-2005-920312
Schlafstörung und blutige Diarrhoe–Pneumatosis intestinalis unter Chloralhydrateinnahme
In den letzten Jahren präsentierten sich in unserer Klinik zwei Patientinnen mit blutigen Diarrhoen und Schlafstörungen. Kasuistik 1: Eine 58-jährige Patientin mit einer langjährigen Anamnese von Depression und Schlafstörungen, welche mit Amitryptilin und Chloralhydrat therapiert wurden, berichtete über schleimig-blutige Diarrhoen seit vier Monaten. Bei der Koloskopie zeigte sich das typische zystische, gering hämorrhagische Bild einer Pneumatosis intestinalis im Sigma. Unter zehntägiger Therapie mit Metronidazol 400mg zweimal tgl. verschwanden die Symptome, kehrten jedoch zwei Wochen nach Therapieende zurück. Erst nach Absetzen des Chloralhydrat in Verbindung mit einer erneuten Metronidazolgabe blieb die Patientin völlig beschwerdefrei in einem Nachbeobachtungsintervall von inzwischen drei Jahren. Kasuistik 2: Eine 65-jährige Patientin mit der seit Jahren bestehenden Diagnose eines Reizdarmsyndroms berichtete über eine Zunahme der Diarrhoe mit blutigen Beimengungen. Wegen einer psychiatrischen Vorgeschichte nahm die Patientin regelmäßig Diazepam und Chloralhydrat ein. Bei der Sigmoidoskopie zeigte sich eine Pneumatosis intestinalis. Im Abdomenultraschall fanden sich überraschenderweise Gasbläschen in der Portalvene. Nach Absetzen des Chloralhydrats verbesserten sich die Beschwerden zunehmend, so dass die Patientin nach wenigen Wochen lediglich die bekannten Symptome des Reizdarmsyndroms aufwies. In einer Verlaufssonographie fanden sich keine Hinweise auf Luftbläschen in der Portalvene. Diskussion: Bei zwei Patientinnen zeigte sich unter Chloralhydrateinnahme das typische endoskopische Bild einer Pneumatosis intestinalis, welches erst nach Absetzen des Medikaments verschwand. Gagliardi beschreibt 25 Fälle einer Pneumatosis in Assoziation mit psychiatrischen Erkrankungen, v.a. mit Depression. Florin machte erstmalig auf den Zusammenhang von Pneumatosis und Chloralhydrat aufmerksam. Als möglicher Pathomechanismus wird diskutiert, dass Chloralhydrat den H2-Gehalt im Darmlumen erhöht, dieses in die Submukosa diffundiert und dort die für die Pneumatosis typischen Zysten bildet. Dieses Gas diffundiert auch in die Gefäße und lässt sich als Gasbläschen in der Portalvene nachweisen.
Literatur: Florin TH. Alkyl Halides, super hydrogen production and the pathogenesis of pneumatosis cystoides coli. Gut 1997; 41: 778- 784 Gagliardi G, Thompson IW, Hershman MJ, Forbes A, Hawley PR, Talbot IC: Pneumaosis coli: a proposed pathogenesis based on study of 25 cases and review of literature. Int J Colorect Dis 1996; 11: 111-118
Keywords: Chloralhydrat, Diarrhoe, Pneumatosis intestinalis