Z Gastroenterol 2005; 43 - P511
DOI: 10.1055/s-2005-920302

Placebo Response bei Morbus Crohn: Eine umfassende Analyse von Primärdaten von 733 Patienten aus 13 randomisierten, kontrollierten Studien

S Nikolaus 1, M Will 2, S Freitag 3, N Arpe 4, M Krawczak 5, S Schreiber 6
  • 1I. Medizinische Klinik, UKSH, Campus Kiel, Kiel
  • 2Institut für Klinische Molekularbiologie, CAU, Kiel, Kiel
  • 3Institut für Medizinische Informatik und Statistik, CAU Kiel, Kiel
  • 4Institut für Klinische Molekularbiologie, CAU, Kiel, Kiel
  • 5Institut für Medizinische Informatik und Statistik, CAU Kiel, Kiel
  • 6Institut für Klinische Molekularbiologie, CAU Kiel, Kiel

Hohe Placeboresponse in Klinischen Studien ist problematisch bei Zulassung neuer Therapeutika. Mechanismus und Ursachen des Placeboeffekts sind unbekannt. In einer Metaanalyse von Su et al. wurden kürzlich mögliche Einflussgrößen für eine Placeboresponse identifiziert. Zur Umgehung der Einschränkunen von Metaanalysen wurden Primärdaten von 733 Morbus Crohn Patienten aus 13 Studien analysiert (7 Remissionsinduktionsstudien (RI), 6 Studien zum Remissionserhalt (RE) nach Therapie, 6 pharmazeutische Firmen (AstraZeneca, Boehringer-Ingelheim, Celltech, Elan, Schering-Plough, Serono)). Die Placeboantwortrate für RI (CDAI<150) betrug 35% (95% CI: 30–39%; range 0–49%; n=393) und 29% (95% CI: 23–34%; range 0–54%, n=340) bei Studien zum RE (erneuter Schub: CDAI>150 und CDAI>70Pkt.). Die Studienabbruchrate betrug 49% (95% CI: 45–53%, n=733).

Die multivariate Datenanalyse ergab, dass CDAI bei Studieneinschluss, Studiendauer und Anzahl der Visiten mit Blutentnahmen unabhängige Vorhersageparameter in Bezug auf den CDAI bei Studienende waren. Der CDAI bei Randomisierung (Vis.1) war niedriger als bei Studieneinschluss (Vis.0) (–42 Pkt.; 95% CI: –52– –32). Weiterhin fand sich ein Trend zu einem höheren IBDQ (+14, 95%CI: 11–17). Der Abfall des CDAI bei aktiven Patienten zeigte große Unterschiede zwischen Placebo-Respondern (–94(CI: –106– –81)) und Non-Respondern (–20(CI: –30– –10), p<0.001). Der IBDQ stieg zwischen Vis.0 und 1 mehr bei Placebo-Respondern (28(CI: 24–34)) als bei Non-Respondern an (10(CI: 7–13) p<0.001). Das CRP zeigte keine signif. Unterschiede zwischen der Screening-Visite und den 3 folgenden Studienvisiten.

CDAI und CRP bei Studieneinschluss (Vis.0) war in allen Studien niedriger bei Patienten mit Placebo-Response als bei den Non-Respondern (s.Tab.) mit umgekehrt proportionalen Unterschieden beim IBDQ. Die Placebo-Ansprechrate war signif. unterschiedlich zwischen Patienten mit hohem CDAI oder CRP bei Studieneinschluss verglichen mit Patienten mit niedrigeren Werten (p<0.001).

Patienten mit Placeboresponse zeigten bei Studieneinschluss niedrigere CDAI- und CRP-Werte und einen höheren IBDQ. Frühe Veränderungen im IBDQ waren gute Vorhersageparameter für eine Placeboresponse. Alter, Geschlecht und Herkunftsland zeigten keine Abhängigkeit zur Placeboantwort.

Studien zur Remissionsinduktion

Studien zum Remissionserhalt

Responder

Non-Responder

Responder

Non-Responder

CRP

8 (6–10)

10 (8–13)

6 (4–8)

8 (6–10)

CDAI

262 (250–275)

302 (292–312)

88 (79–98)

99 (92–107)

IBDQ

135 (129–142)

120 (116–124)

189 (183–196)

176 (172–180)

Keywords: Klinische Studien, Morbus Crohn, Placeboeffekt