Z Gastroenterol 2005; 43 - P416
DOI: 10.1055/s-2005-920201

Der Einfluss einer gestörten viszeralen Motorik und Sensorik auf den Langzeitverlauf bei Patienten mit Funktioneller Dyspepsie

S Haag 1, S Tagay 2, U Braun-Lang 3, A Pietsch 3, W Senf 2, G Holtmann 4
  • 1Klinik für Gastroenterologie und Hepatologie, Uniklinikum Essen, Essen
  • 2Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Universitätsklinikum Essen, Essen
  • 3Zentrum für Innere Medizin, Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie, Universitätsklinikum Essen, Essen
  • 4Dept of Gastroenterology, Hepatology and General Medicine, Royal Adelaide Hospital, University of Adelaide, Australien, Adelaide, Australien

Hintergrund: Beschwerden bei Patienten mit funktionellen Magendarmerkrankungen sind mit einer viszeralen Hyperalgesie und gestörter gastrointestinaler Motilität assoziiert. Das Ziel der Studie war daher, die Bedeutung einer veränderten Magenentleerungszeit (MEZ) und verminderten Toleranz eines standardisierten flüssigen Nahrungsmittelbelastungstest (NB) für den Langzeitverlauf bei Patienten mit therapierefraktärer Funktioneller Dyspepsie (FD) zu untersuchen.

Methoden: 42 konsekutive FD Patienten (Beschwerdedauer >5 Jahre) wurden untersucht. An separaten Tagen wurden die MEZ (13C-Oktansäureatemtest) und ein standardisierter Nahrungsmittelbelastungstest (NBT 600ml, kalorische Dichte 1,5 kcal/ml) durchgeführt und das maximal tolerierte Volumen, sowie ein Symptomscore mittels visueller Analogskala erfasst. Eine verzögerte MEZ oder viszerale Hypersensitivität wurden diagnostiziert, wenn die Testergebnisse >2 Standardabweichungen von 62 gesunden Kontrollen abwichen. Alle Patienten wurden bestmöglich behandelt, u.a. wurden Prokinetika, Sekretionshemmer, Phytotherapeutika oder trizyklische Antidepressiva eingesetzt. Zudem wurde eine begleitende Psychotherapie eingesetzt, falls erforderlich. Nach 12 Monaten bewerteten die Patienten, ob ihre Beschwerden in den vorangegangenen 4 Wochen adäquat gebessert werden konnten. Beschwerdebesserung (R+) wurde diagnostiziert, wenn die Beschwerden deutlich besser oder verschwunden waren.

Ergebnisse: Zu Beginn hatten 21 von 42 Patienten eine verzögerte MEZ und 18 eine verminderte Toleranz des NBT. Eine Normalisierung der MEZ wurde bei 4/10 Patienten mit Symptombesserung und 5/11 mit persistierenden Symptomen nach 12 Monaten beobachtet. Ebenso waren Veränderungen des NBT nicht mit R+ assoziiert (p>0,4).

Zusammenfassung: Sogar bei FD Patienten mit langjährigen Beschwerden und einer hohen Prävalenz von Veränderungen der gastrointestinalen Motorik und Sensorik ist eine vollständige Beschwerdebesserung während intensiver medizinischer Therapie bei einem Teil der Patienten zu beobachten. In unserer Studie waren jedoch weder eine Normalisierung der Motorik noch der Sensorik mit einem besseren Langzeitverlauf bei therapierefraktärer FD assoziiert.

Keywords: Funktionelle Dyspepsie, Langzeitverlauf, Motorik, Sensorik