Z Gastroenterol 2005; 43 - P412
DOI: 10.1055/s-2005-920197

Wirkmechanimen des Phytopharmakon Iberogast

M Schemann 1, B Hohenester 1, C Landmann 1, D Weiser 2, O Kelber 2
  • 1Lehrstuhl für Humanbiologie, Technische Universität München, Freising-Weihenstephan
  • 2Steigerwald Arzneimittelwerk GmbH, Darmstadt

Das Phytopharmakon STW 5 (Iberogast®) wird erfolgreich zur Behandlung dyspeptischer Beschwerden eingesetzt. Bisher konnten wir zeigen, dass 1) STW 5 in Meerschweinchen- und Humanpräparaten den Magenfundus und -korpus relaxiert während die Antrummotilität gesteigert wird, und dass 2) diese differenzierten Wirkungen durch Einzelextrakte in STW 5 vermittelt werden. Das Ziel der vorliegenden Studie bestand darin, die Mechanismen der unterschiedlichen Wirkungen von STW 5 auf die Motilität von Muskelstreifen aus Magenfundus, -korpus und -antrum des Meerschweinchens in vitro zu charakterisieren. Weder die relaxierende noch die aktivierende Wirkung von STW 5 konnte durch Hemmung der Prostaglandinsynthese mit Piroxicam, der NO Synthase mit L-NAME, nervaler Aktivität mit TTX oder Blockade muskarinerger Rezeptoren mit Atropin beeinflusst werden. Der L-Typ Ca-Kanalblocker Nifedipin (1µM) hemmte die kontrahierende Wirkung von STW 5 im Antrum, hatte aber keinen Einfluss auf die relaxierende Wirkung im Fundus/Korpus. Der N-Typ Ca-Kanalblocker conotoxin MVIA (0,5µM) hatte keine Wirkung. Blockade des Ryanodinrezeptors durch Ruthenium Rot (1µM) oder durch Ryanodin (10–100µM) hemmte die relaxierende Wirkung im Fundus/Korpus, hatte aber keinen Effekt auf die aktivierende Wirkung im Antrum. Langzeitinkubation mit dem Ca-ATPase Blocker Thapsigargin (1µM) und einer dadurch induzierten Entleerung intrazellulärer Ca-Speicher hemmte ebenso die relaxierende Wirkung im Fundus/Korpus, hatte aber keinen Effekt auf die aktivierende Wirkung im Antrum. Blockade Ca-aktivierter Kaliumkanäle durch Apamin, Charybdotoxin oder Iberiotoxin hatten keine Wirkung auf die STW 5 induzierten Antworten.

Die Ergebnisse zeigen, dass die motilitätssteigernde Wirkung von STW 5 im Antrum über die Aktivierung von L-Typ Ca-Kanälen vermittelt wird. Die relaxierende Wirkung im Fundus/Korpus basiert im Wesentlichen auf einer Aktivierung Ryanodin-sensitiver intrazellulärer Ca-Speicher ohne Beteiligung einer der bekannten Ca-aktivierten Kaliumkanäle. Die differenzierte Wirkung von STW 5 liegt demnach an der unterschiedlichen molekularen Maschinerie der Muskelzellen im Antrum und Fundus/Korpus, und der selektiven Beeinflussung der unterschiedlichen Kanäle durch die in STW 5 vorhandenen Einzelextrakte.

Keywords: Akkomodation, Calciumkanäle, Calciumspeicher, Magenmotilität, funktionelle Dyspepsie