Z Gastroenterol 2005; 43 - P296
DOI: 10.1055/s-2005-920076

Bedeutung von Polymorphismen des Mannose-bindenden Lektins (MBL2) für Entwicklung und Progression chronischer Lebererkrankungen

J Halangk 1, H Witt 2, A Hachfeld 3, G Puhl 4, T Müller 3, V Weich 3, A Bergk 2, R Nickel 5, B Wiedenmann 3, P Neuhaus 6, W Luck 5, T Berg 7
  • 1Med. Klinik m.S. Gastroenterologie Charite Campus Virchow, Berlin
  • 2Charite, Universitätsmedizin Berlin, Campus Virchow-Klinikum, Schwerpunkt Gastroenterologie, Berlin
  • 3Charité, Campus Virchow Klinikum, Universitätsmedizin Berlin, Med. Klinik m.S. Hepatologie und Gastroenterologie, Berlin
  • 4Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Charité Campus Virchow-Klinikum, Berlin, Berlin
  • 5Charité, Campus Virchow-Klinikum, Klinik für Pädiatrie, Berlin
  • 6Charité Campus Virchow Klinikum; Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Berlin
  • 7Medizinische Klinik m.S. Hepatologie und Gastroenterologie, Campus Virchow Klinikum, Charité - Universitätsmedizin Berlin, Berlin

Einleitung: Das Mannose-bindende Lektin (MBL2) vermittelt über Bindung an bakterielle und virale Strukturen Funktionen wie Opsonierung und Komplement-Aktivierung. Die MBL-Konzentration wird durch Polymorphismen im Exon 1 (B, C, D), im Promoter (H/L, X/Y) und in der 5’UTR (P/Q) bestimmt. Bei Individuen, die MBL2 Exon 1 Polymorphismen tragen, ist die MBL-Konzentration deutlich vermindert. Assoziationen von MBL2 Polymorphismen mit Infektions- und Autoimmunerkrankungen wurden beschrieben. Hinsichtlich der Bedeutung der MBL-Varianten für die Entwicklung und Verlauf von chronischen Lebererkrankungen existieren bisher nur kleine Fallkontrollstudien mit widersprüchlichen Ergebnissen. Ziel unserer Studie war, die Bedeutung der MBL2 Polymorphismen bei 1539 Patienten mit chronischen Lebererkrankungen zu untersuchen.

Patienten/Methoden: Es wurden 225 Patienten mit alkoholtoxischer Lebererkrankung, 40 Patienten mit akutem Leberversagen, 651 Patienten mit HCV, 203 Patienten mit HBV, 98 Patienten mit AIH, 209 Patienten mit PBC/PSC, 65 Patienten mit kryptogener Cirrhose und 48 Patienten mit NAFLD in die Studie eingeschlossen. Die Kontrollgruppe setzte sich aus einer Kohorte gesunder Neugeborener (n=801) zusammen. Die Genotypisierung wurde mittels PCR-Amplifikation und Schmelzkurvenanalyse am LightCycler durchgeführt.

Ergebnisse: Die Allelfrequenzen der untersuchten MBL2-Polymorphismen unterschieden sich nicht signifikant zwischen Patienten und Kontrollen und waren anderen europäischen Populationen vergleichbar. Es fand sich keine Assoziation dieser Polymorphismen mit dem Fibrosestadium. HCV-infizierte Träger der Exon 1 Varianten zeigten in der multivariaten Analyse ein signifikant schlechteres Ansprechen auf eine antivirale Therapie (OR 1,72; p=0,031; 95% CI: 1,05–2,82). Ein anhaltendes virologisches Ansprechen erreichten 41,5% der Exon 1 Wildtyp-Träger im Vergleich zu 27,9% der homozygoten, compound heterozygoten oder heterozygoten Träger.

Schlussfolgerungen: Die Daten sprechen gegen eine relevante Bedeutung der MBL2 Polymorphismen für Entwicklung oder Progression chronischer Lebererkrankungen. Es finden sich jedoch Hinweise, dass MBL2 Exon 1 Polymorphismen mit einem schlechteren Ansprechen auf eine antivirale Therapie bei chronischer HCV-Infektion assoziiert sind.

Keywords: Hepatitis C, Lebererkrankungen, MBL, Polymorphismus