Z Gastroenterol 2005; 43 - P290
DOI: 10.1055/s-2005-920070

Prognostische Relevanz von Nierenfunktionsstörungen bei Patienten mit Leberzirrhose: Ergebnisse einer prospektiven Studie

B Appenrodt 1, J Zielinski 2, T Sauerbruch 3, M Schepke 4
  • 1Medizinische Klinik und Poliklinik I, Klinik für Innere Medizin, Bonn
  • 2Medizinische Klinik und Poliklinik 1, Bonn
  • 3Medizinische Klinik und Poliklinik 1, Bonn
  • 4Medizinische Klinik und Poliklinik I, Bonn

Einleitung: Bei Patienten mit Leberzirrhose ist das Nierenversagen eine häufige und prognostisch ungünstige Komplikation. Die Kriterien für das Hepatorenale Syndrom (HRS) Typ I und II sind nach den Kriterien des Internationalen Aszites Club definiert (1). Unklar bleibt, wie Nierenfunktionsstörungen bei Patienten mit Leberzirrhose ohne HRS die Prognose beeinflussen.

Methoden: Während des Studienzeitraumes von 20 Monaten wurden alle Patienten mit Leberzirrhose und einem Kreatininanstieg >1,5mg/dl in die Studie eingeschlossen (n=90, Alter 56±11, Ätiologie alkoholisch/viral/andere 56/24/10, Child A/B/C 12/19/59).

Es wurden vier Gruppen gebildet: HRS I und II, primäre Nephropathien, prärenales Nierenversagen nach gastrointestinaler Blutung oder Infektionen und Diuretika-induzierte Funktionsverschlechterung. Das Überleben wurde nach Kaplan-Meier erfasst und zwischen den Gruppen verglichen. HRS wurde nach den internationalen Kriterien definiert.

Ergebnisse: 36 Patienten (40%) erfüllten die HRS-Kriterien (Typ I 16/18%, Typ II 20/22%). 23 Patienten (25,4%) hatten eine primäre Nephropathie, 14 Patienten (15,6%) ein prärenales Nierenversagen und 17 Patienten (19%) passager erhöhte Nierenretentionswerte unter Diuretika-Therapie. Das nach Kaplan-Meier erfasste Überleben des Gesamtkollektivs betrug 15,4±1,4 Monate. Bei der HRS-Gruppe lag das Überleben bei 8,0±1,3 Monaten (HRS I: 3,9±1,4 Monaten, HRS II: 12,0±1,6 Monaten, p=0,0007) verglichen mit 18,2±1,7 Monaten bei Patienten ohne HRS (p=0,02). Jede Gruppe der Patienten ohne HRS hatte ein längeres Überleben als die Gruppe der Patienten mit HRS (prärenales Nierenversagen: 15,8±3,7 Monate, Diuretika-induzierte Nierenfunktionseinschränkung: 15,0±1,4 Monate, primäre Nephropathien 10±1,6 Monate).

Schlussfolgerung: In unserer Studie erfüllten 40% der Patienten mit Leberzirrhose und eingeschränkter Nierenfunktion (Kreatinin >1,5mg/dl) die Kriterien des HRS. Diese Patienten haben eine signifikant kürzere Überlebenszeit als Patienten mit Leberzirrhose und Nierenfunktionsstörung anderer Ursache. Somit ist diese Gruppe von dem HRS bei Leberzirrhose abzugrenzen, insbesondere auch hinsichtlich Nierenersatzverfahren.

Literatur: 1) Moore KP, Wong F, Gines P et al. Report on the consensus conference of the International Ascites Club. Hepatology 2003;38(1):258-266

Keywords: Hepatorenales Syndrom Typ I und II, Leberzirrhose, Nierenfunktionsstörungen, Prognose des HRS