Z Gastroenterol 2005; 43 - P277
DOI: 10.1055/s-2005-920057

Therapieversagen der Therapie mit Zinksalzen und Überwachungsstrategien bei Morbus Wilson

D Huster 1, HJ Kühn 2, P Günther 3, J Mössner 1, K Caca 1
  • 1Medizinische Klinik und Poliklinik II, Universität Leipzig, Leipzig
  • 2Institut für Laboratoriumsmedizin, Klinische Chemie und Molekulare Diagnostik, Leipzig
  • 3Klinik und Poliklinik für Neurologie, Universität Leipzig, Leipzig

Der Morbus Wilson ist charakterisiert durch hepatische und neuronale Kupferakkumulation und -toxizität. Zinksalze stellen eine etablierte, sichere und gut tolerierte medikamentöse Behandlungsform der Erkrankung dar. Wirkprinzip ist die Metallothioneininduktion in Enterozyten und somit die Inhibition der enteralen Kupferabsorption. Außer mangelnder Therapiecompliance wurde bisher noch nicht über ein Therapieversagen unter der Behandlung mit Zinksalzen berichtet.

Wir berichten über das Auftreten einer Krankheitsprogression bzw. schweren Komplikationen bei vier Patienten unter Zinktherapie (3×50mg). Ein Compliancemangel wurde ausgeschlossen.

Zwei Patienten erlitten akutes Leberversagen unter laufender Zinktherapie, welches eine orthotope Lebertransplantation erforderte. Einer dieser Patienten hatte eine hepatische Verlaufsform der Erkrankung, ein weiterer zeigte einen asymptomatischen Verlauf. Zwei weitere Patienten mit neurologischem Verlauf zeigten schwere Symptomprogression unter der Therapie. Nach Therapieumstellung auf D-Penicillamin wurde eine deutliche Verbesserung der neurologischen Symptome beobachtet.

Ein oraler Radiokupfertest (10 MBq 64Cu) wurde zur Evaluation der zinkinduzierten Inhibition der Kupferabsorption angewendet. Die Zinktherapie wurde als suffizient angesehen, wenn nach 1 bzw. 3h weniger als 10% 64Cu (verglichen mit normalen Kontrollen) im Serum nachweisbar war. Drei der genannten Patienten zeigten initial eine ausreichende Inhibition der Kupferabsorption. Zwei dieser Patienten wurden nach klinischer Verschlechterung erneut getestet und zeigten eine insuffiziente Hemmung der Kupferabsorption (15% und 30%). Ein weiterer Patient ohne initiale Testung wies bei Kontrolle nach neurologischer Symptomverschlechterung ebenfalls eine ungenügende Hemmung der Kupferabsorption auf (41%).

Aus den vorliegenden Daten wird geschlussfolgert, dass Therapieversagen eine seltene schwere Komplikation unter Zinkmedikation beim Morbus Wilson darstellt. Die enge Überwachung der Patienten ist unabdingbar für eine erfolgreiche Zinktherapie. Die initial suffiziente Inhibition der Kupferabsorbtion garantiert nicht die Langzeiteffektivität der Zinktherapie. Der orale Radiokupfertest ist hilfreich zur Beurteilung der Therapieeffizienz unter Zinksalzen.

Keywords: Kupfer, Leber, Radiokupfertest, Therapieversagen, Zink