Z Gastroenterol 2005; 43 - P177
DOI: 10.1055/s-2005-919955

Eine klinische Entscheidungsanalyse zum Einsatz bildgebender Verfahren bei Verdacht auf Pankreaskarzinom

M Böhmig 1, T Schink 2, I Koch 1, T Rösch 1, KD Wernecke 2, B Wiedenmann 1, U Siebert 3
  • 1Charité Campus Virchow Klinikum, Med. Klinik m.S. Hepatologie und Gastroenterologie, Berlin
  • 2Institut für Medizinische Biometrie, Charité, Universitätsmedizin Berlin, Berlin
  • 3Institute for Technology Assessment, Massachusetts General Hospital, Boston, USA

Einleitung: Bei Verdacht auf Pankreaskarzinom (PCa) kommt bildgebenden Verfahren die Aufgabe zu, Patienten mit resektablem Malignom zu identifizieren, um sie einer kurativen Resektion zuzuführen, und von Patienten mit irresektablem Tumor oder benignen Pankreaserkrankungen abzugrenzen, um bei diesen eine explorative Laparotomie zu vermeiden. Es ist unklar, welcher Einzeltest oder welche Kombination von Tests diesen Anforderungen am besten gerecht wird.

Methoden: Es wurde eine Entscheidungsanalyse zur Einschätzung der Genauigkeit hinsichtlich Diagnose und Resektabilitätsstatus erstellt. Basis waren die Daten einer prospektiven Studie an 193 Patienten, die unter klinischem Verdacht auf PCa mit sechs bildgebenden Tests untersucht worden waren (US, EUS, MRT, CT, ERCP und FDG-PET). Evaluiert wurden 44 Strategien einschließlich einzelner Tests und Kombinationen zweier Tests unter Berücksichtigung der Invasivität und Anwendung verschiedener Kombinationsregeln für diskordante Ergebnisse.

Ergebnisse: In der Basisfallanalyse lag der Anteil der korrekt eingestuften Patienten zwischen 61 und 78%. Am besten schnitten die Strategien „MRT, falls positiv ERCP“ und „MRT alleine“ ab (78 bzw. 77%). Die optimale Strategie hängt dabei von der Prävalenz des PCa ab: Bei Werten größer als 69% ist „MRT alleine“ den anderen Strategien überlegen. Zwischen den beiden besten Strategien ergaben sich trotz ähnlicher Gesamtgenauigkeit Unterschiede in der Verteilung von Fehleinschätzungen: In einer theoretischen Kohorte von 1000 Patienten (resektables PCa 374, irresektables PCa 244, benigne Pankreaserkrankung 382), würden 51 bzw. 31 resektable Patienten nicht operiert, hingegen 128 bzw. 188 Patienten fälschlicherweise einer Laparotomie zugeführt.

Schlussfolgerung: Unsere Analyse favorisiert für die Evaluation von Patienten mit vermutetem PCa Strategien, bei denen an erster Stelle ein MRT durchgeführt wird. Die Strategien „MRT, falls positiv ERCP“ und „MRT alleine“ weisen eine ähnliche Genauigkeit auf, unterscheiden sich jedoch hinsichtlich der Verteilung der Fehleinschätzungen. Daher ist eine Ausweitung des Modells geplant, welche die Komponenten Lebensqualität und Lebenserwartung mit einbezieht.

Keywords: Bildgebung, Entscheidungsanalyse, MRT, Pankreaskarzinom, Resektabilität