Z Gastroenterol 2005; 43 - V02
DOI: 10.1055/s-2005-919934

Therapie der Osteoporose bei Patienten mit M. Crohn–Abschlussdaten der Deutschen Multizentrischen Osteoporose Therapiestudie

C von Tirpitz 1, J Klaus 2, J Hoffmann 3, M Reinshagen 4
  • 1Innere Medizin I, Universitätsklinik Ulm, Ulm
  • 2Abt. Innere Medizin I, Universitätsklinikum Ulm, Ulm
  • 3Charité, Campus Benjamin Franklin, Medizinische Klinik I, Berlin
  • 4Medizinischen Klinik I, Klinikum Braunschweig, Braunschweig

Hintergrund: Osteopenie und Osteoporose sind häufige Komplikationen bei Patienten mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen. Während die Effektivität von Natriumfluorid und Bisphosphonaten bei postmenopausalen Frauen in zahlreichen Langzeitstudien erwiesen ist, liegen vergleichbare Daten für Patienten mit M. Crohn (MC) nicht vor. Methoden: 131 MC-Patienten mit Osteopenie (T-Wert < –1) erhielten randomisiert über einen Zeitraum von 3,5 Jahren entweder Vitamin D (1000 IE) und 800mg Calcium täglich (A), oder zusätzlich 2×25mg Natriumfluorid täglich (B) bzw. 1mg Ibandronat i.v. alle 3 Monate (C). Weitere 58 Patienten mit Osteoporose (T-Wert < –2,5) wurden nur in die Gruppen B und C randomisiert. Messungen der Knochendichte an Wirbelsäule und Hüfte erfolgten vor, sowie 12, 27 und 42 Monate nach Aufnahme in die Studie. Ergebnisse: 121 Patienten mit Osteopenie und 53 Patienten mit Osteoporose wurden ausgewertet, bei denen mindestens eine Kontroll-Knochendichtemessung vorlag. Bei Patienten mit Osteopenie kam es zu einem jeweils signifikanten Anstieg der lumbalen Knochendichte um 4,4% (A), 4,0% (B) und 4,4% (C) nach 3,5 Jahren. Bei Patienten mit Osteoporose war der Anstieg der Knochendichte tendenziell noch stärker ausgeprägt (6,3% (B) und 5,7% (C)). Die Unterschiede zwischen den einzelnen Gruppen waren jedoch nicht signifikant. Die Knochendichte der Hüfte veränderte sich in keiner der Behandlungsgruppen während der gesamten Beobachtungsdauer signifikant. Schlussfolgerung: Die vorliegende Studie ist die bislang umfangreichste kontrollierte Osteoporose-Therapiestudie bei Patienten mit MC. Weder das osteoanabole noch das antiresorptive Therapieverfahren zeigte sich im Langzeitverlauf der ausschließlichen Substitution von Calcium und Vitamin D überlegen und bereits diese Basistherapie führt zu einem signifikanten Anstieg der Knochendichte. Die Ursache für diese Beobachtung, die im Widerspruch zur gängigen Literatur steht, ist unklar. Es ist jedoch zu vermuten, dass der klinische Verlauf und die Therapie der zugrundeliegenden chronisch entzündlichen Darmerkrankung die Knochendichte langfristig wesentlich stärker beeinflusst als die Therapie der Osteoporose. Eine Substitution von Calcium und Vitamin D wird jedoch bei Patienten mit MC und Osteopenie empfohlen.

Die Studie wurde gefördert im Rahmen des Kompetenznetz "Chronisch entzündliche Darmerkrankungen"