Z Gastroenterol 2005; 43 - P156
DOI: 10.1055/s-2005-919930

Polymorphismen des Surfactant Protein-D (SP-D)-Gens bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen

J Glas 1, HP Török 2, L Tonenchi 3, M Wetzke 4, B Sandner 5, T Mussack 4, M Folwaczny 3, C Folwaczny 2
  • 1Medizinische Poliklinik - Innenstadt, Klinikum der Universität München, München
  • 2Medizinische Poliklinik - Innenstadt, Chirurgische Klinik und Poliklinik - Innenstadt, Klinikum der Universität München, München
  • 3Poliklinik für Zahnerhaltung und Parodontologie, Klinikum der Universität München, München
  • 4Chirurgische Klinik und Poliklinik - Innenstadt, Klinikum der Universtität München, München
  • 5Medizinische Poliklinik, Chirurgische Klinik und Poliklinik, Klinikum der Unversität München, München

Einleitung: Die Surfactant Proteine (SP-A, SP-D) gehören neben dem Mannosebindenden Lektin (MBL) zu den Collektinen, einer Familie von Proteinen des angeborenen humoralen Immunsystem, welche im Plasma und an Schleimhautoberflächen vorkommen und zu den Pathogen-Recognition Receptors (PRRs) gehören, welche spezielle mikrobielle Strukturen, die Pathogen-Associated Molecular Patterns (PAMPs), erkennen (1). Während der Hauptproduktionsort der Surfactant Proteine die Lunge ist, wird SP-D zusätzlich auf verschiedenen mukosalen Oberflächen, unter anderem auch im Gastrointestinaltrakt, exprimiert (2). Es wurden im SP-D-Gen die drei zu Änderungen der Aminosäuresequenz führenden Polymorphismen A11 Met→Thr (T/C), A160 Ala→Thr (G/A) und A270 Ser→Thr (T/A) beschrieben (3–5). Fragestellung: Es sollte untersucht werden, ob eine Assoziation dieser Polymorphismen mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen besteht. Beim M. Crohn sollte eine Stratifikation nach den der 3häufigsten Mutationen im CARD15/NOD2-Gen erfolgen. Material und Methoden: Die Studienpopulation bestand aus 174 Patienten mit M. Crohn, 137 Patienten mit Colitis ulcerosa sowie 265 Kontrollindividuen. Die Genotypisierung erfolgte mittels PCR und Restriktionsfragmentanalyse. Zur statistischen Auswertung wurde der χ²-Test verwendet. Ergebnisse: Die Allel- und Genotypfrequenzen der drei untersuchten Polymorphismen zeigten keine signifikanten Assoziationen zwischen M. Crohn oder Colitis ulcerosa im Vergleich zur Kontrollgruppe (Tabellen 1 und 2). Nach Stratifikation hinsichtlich der 3häufigsten im CARD15/NOD2-Gen beim M. Crohn ergab sich eine signifikant höhere Frequenz des Genotyps TA des Polymorphism A270 bei gleichzeitigem Vorliegen von CARD15/NOD2-Mutationen (Tabelle 3). Schlussfolgerung: Genpolymorphismen im SP-D-Gen wurden im Rahmen dieser Studie erstmalig bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen untersucht. Es fand sich dabei eine signifikant höhere Frequenz des Genotyps TA des Polymorphismus A270 bei gleichzeitigem Vorliegen von CARD15/NOD2-Mutationen. Aus genetischer Sicht hat sich somit ein Hinweis auf eine Bedeutung von SP-D in der Pathogenese des M. Crohn ergeben. Weiteren Aufschluss soll auch eine Untersuchung der SP-D Expression in Schleimhautbiopsien geben.

Tabelle 1 Allelfrequenzen der SP-D-Polymorphismen bei M. Crohn und C. ulcerosa

Polymorphismus

Allel

M. Crohn(n=348)

C. ulcerosa(n=274)

Kontrollgruppe(n=530)

A11 Met→Thr

T

221 (63,5%)

153 (56,9%)

319 (60,2%)

C

127 (36,5%)

118 (43,1%)

211 (38,8%)

A160 Ala→Thr

G

199 (57,2%)

152 (55,5%)

304 (57,4%)

A

149 (42,8%)

122 (44,5%)

226 (42,6%)

A270 Ser→Thr

T

323 (92,8%)

256 (93,4%)

489 (92,3%)

A

25 (7,2%)

18 (6,6%)

41 (7,7%)

Tabelle 2 Genotypfrequenzen der SP-D-Polymorphismen bei M. Crohn und C. ulcerosa

Polymorphismus

Genotyp

M. Crohn(n=174)

C. ulcerosa(n=137)

Kontrollgruppe(n=265)

A11 Met→Thr

TT

73 (42,0%)

44 (32,1%)

103 (38,9%)

TC

75 (43,1%)

68 (49,6%)

113 (42,6%)

CC

26 (14,9%)

25 (18,3%)

49 (18,5%)

A160 Ala→Thr

GG

55 (31,6%)

43 (31,4%)

92 (34,7%)

GA

89 (51,2%)

66 (48,2%)

120 (45,3%)

AA

30 (17,2%)

28 (20,4%)

53 (20,0%)

A270 Ser→Thr

TT

150 (86,2%)

119 (86,9%)

228 (86,0%)

TA

23 (13,2%)

18 (13,1%)

33 (12,5%)

AA

1 (0,6%)

0 (0%)

4 (1,5%)

Tabelle 3 Frequenzen von Genotypen der SP-D-Polymorphismen beim M. Crohn stratifiziert nach dem Vorhandensein von Mutationen im CARD15/NOD2-Gen (*p=0.03266)

Polymorphismus

Genotyp

CARD15/NOD2 +(n=74)

CARD15/NOD2 –(n=100)

A11 Met→Thr

TT

27 (36,5%)

46 (46,0%)

TC

33 (44,6%)

42 (42,0%)

CC

14 (18,9%)

12 (12,0%)

A160 Ala→Thr

GG

26 (35,1%)

29 (29,0%)

GA

37 (50,0%)

52 (52,0%)

AA

11 (14,9%)

19 (19,0%)

A270 Ser→Thr

TT

59 (79,7%)

91 (91,0%)

TA

15 (20,3%)*

8 (8,0%)

AA

0 (0,0%)

1 (1,0%)

Keywords: Assoziation, CARD15/NOD2-Mutationen, Colitis ulcerosa, Collektine, Genpolymorphismen, Morbus Crohn, Pathogen-Associated Molecular Patterns, Pathogen-Recognition Receptor, Surfactant-Protein-D, angeborenes Immunsystem