Z Gastroenterol 2005; 43 - P068
DOI: 10.1055/s-2005-919842

–94ins/delATTG-Promotorpolymorphismus des NFKB1-Gens bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen

J Glas 1, HP Török 2, L Tonenchi 3, B Sandner 2, I Endres 2, V Beynon 2, P Jagiello 4, W Klein 4, JT Epplen 4, T Griga 5, U Schiemann 6, S Brand 7, P Lohse 8, M Folwaczny 9, T Ochsenkühn 7, C Folwaczny 2
  • 1Medizinische Poliklinik - Innenstadt, Klinikum der Universität München, München
  • 2Medizinische Poliklinik - Innenstadt, Chirurgische Klinik und Poliklinik - Innenstadt, Klinikum der Universität München, München
  • 3Medizinische Poliklinik - Innenstadt, Poliklinik für Zahnerhaltung und Parodontologie, Klinikum der Universität München, München
  • 4Abteilung für Humangenetik, Ruhr-Universität Bochum, Bochum
  • 5Medizinische Klinik I Gastroenterologie und Hepatologie, Berufsgenossenschaftliche Kliniken Bergmannsheil, Ruhr-Universität Bochum, Bochum
  • 6Klinik für Allgemeine Innere Medizin, Inselspital Bern, Bern, Schweiz
  • 7Medizinische Klinik und Poliklinik II - Grosshadern, Klinikum der Universität München, München
  • 8Institut für Klinische Chemie, Klinikum der Universität München, München
  • 9Poliklinik für Zahnerhaltung und Parodontologie, Klinikum der Universität München, München

Einleitung: Nuclear Factor-κB (NF-κB) ist ein wichtiger Transkriptionsfaktor in der Regulation von immunologischen Vorgängen, der bei beiden Formen chronisch-entzündlicher Darmerkrankungen hochreguliert ist. Das Gen NFKB1 kodiert für die NF-κB-Isoformen p105 und p50. Kürzlich zeigte eine Studie eine Assoziation des –94delATTG-Allels des –94ins/delATTG-Promotorpolymorphismus im NFKB1-Gen mit der Colitis ulcerosa (1). Zusätzlich ergaben Unterschiede zwischen den beiden Allelen –94delATTG und –94insATTG in der Bindung von Proteinen aus nukleären Kernextrakten Hinweise auf eine mögliche funktionelle Bedeutung dieses Polymorphismus (1). Fragestellung: Es sollte untersucht werden, ob sich die beschriebene Assoziation des Polymorphismus –94ins/delATTG im NFKB1-Gen mit der C. ulcerosa bestätigt und ob eine Assoziation mit dem Morbus Crohn besteht. Zusätzlich sollte die Gruppe der Patienten mit M. Crohn nach den drei häufigsten mit dem M. Crohn assoziierten Mutationen im CARD15/NOD2-Gen (R702W, G908R, L1007fsinsC) stratifiziert werden (2–4). Material und Methoden: Die Studienpopulation bestand aus 630 Patienten mit M. Crohn, 365 Patienten mit C. ulcerosa sowie 974 Kontrollindividuen. Die Genotypisierung erfolgte mittels PCR und RFLP-Analyse, die statistischen Auswertung mit Hilfe des χ²-Tests. Ergebnis: Die Frequenzen des –94delATTG-Allels betrugen 39,4% in der Gruppe der Patienten mit M. Crohn, 42,1% in der Gruppe der Patienten mit C. ulcerosa sowie 39,7% in der Kontrollgruppe. Die Unterschiede waren für beide Krankheitsbilder im Vergleich zur Kontrollgruppe nicht signifikant (Tabelle 1). Beim Vergleich der einzelnen Genotypen (Tabelle 2) ergaben sich ebenso wie nach Stratifikation hinsichtlich der drei häufigsten Mutationen im CARD15/NOD2-Gen keine signifikanten Unterschiede (Tabelle 3). Schlussfolgerung: Die Studie konnte den Vorbefund einer Assoziation des –94ins/delATTG-Promotorpolymorphismus im NFKB1-Gens mit der C. ulcerosa nicht bestätigen. Ebenso zeigte sich keine Assoziation dieses Polymorphismus mit dem M. Crohn sowie kein Zusammenhang mit dem Vorliegen von Mutationen im CARD15/NOD2-Gen. Die Befunde sprechen insgesamt aus genetischer Sicht gegen eine Bedeutung des Polymorphismus –94ins/delATTG- im NFKB1-Gen bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen.

Literatur: 1. Karban AS et al., Hum Mol Genet 13:35-45, 2004. 2. Hugot JP et al., Nature 411, 599-603, 2001. 3. Ogura Y et al., Nature 411, 603-606, 2001. 4. Hampe J et al., Lancet 357, 1925-1928, 2001.

Tabelle 1 Allelfrequenzen des –94ins/delATTG-Promotorpolymorphismus im NFKB1-Gen

Allel

Morbus Crohn(n=1260)

Colitis ulcerosa(n=730)

Kontrollgruppe(n=1948)

ins

763 (60,6%)

423 (57,9%)

1174 (60,3%)

del

497 (39,4%)

307 (42,1%)

774 (39,7%)

Tabelle 2 Genotypfrequenzen des –94ins/delATTG-Promotorpolymorphismus im NFKB1-Gen

Genotyp

Morbus Crohn(n=630)

Colitis ulcerosa(n=365)

Kontrollgruppe(n=974)

ins/ins

231 (36,7%)

121 (33,2%)

358 (36,8%)

ins/del

301 (47,8%)

181 (49,6%)

458 (46,0%)

del/del

98 (15,5%)

63 (17,2%)

158 (16,2%)

Tabelle 3 Genotypfrequenzen des –94ins/delATTG-Promotorpolymorphismus im NFKB1-Gen beim Morbus Crohn stratifiziert nach dem Vorhandensein von Mutationen im CARD15/NOD2-Gen

Genotyp

CARD15/NOD2 +(n=242)

CARD15/NOD2 –(n=388)

ins/ins

91 (37,6%)

140 (36,1%)

ins/del

116 (47,9%)

185 (47,7%)

del/del

35 (14,5%)

63 (16,2%)

Keywords: -94ins/delATTG-Promotorpolymorphismus, Assoziation, CARD15/NOD2, Colitis ulcerosa, Morbus Crohn, NFKB1