Z Gastroenterol 2005; 43 - P011
DOI: 10.1055/s-2005-919782

Beeinflusst die neoadjuvante Therapie die Mikrometastasierung beim Ösophaguskarzinom?

A Imdahl 1, M Stricker 1, A Walch 2, UT Hopt 1
  • 1Abteilung Allgemein- und Viszeralchirurgie, Univ.-Klinik Freiburg, Freiburg
  • 2Institut für Allgemeine Pathologie, Freiburg

Seit 1994 führen wir bei Patienten mit operablen Ösophaguskarzinomen (T>1, Nx, M0) eine präoperative Radio-Chemotherapie durch, ungeachtet des Tumortyps (Plattenepithelkarzinom, Adenokarzinom) und der Tumorlokalisation (zervikaler Sitz ausgenommen). Die Patienten erhalten 36 Gy (1,8 Gy/Tag, Tag 1–5, Woche 1–4) und gleichzeitig 5-Fluoruracil (500mg/m Tag 1–5, Woche 1–4) sowie Cisplatin (20mg/m Tag 1–5, Woche 1 und 4). Nach einer Pause von 4–6 Wochen erfolgt die Resektion. Das übliche Resektionsverfahren ist die thorako-abdominale en-bloc Ösophagusresektion mit 2 Felder-Lymphadenektomie, Schlauchmagenbildung und zervikaler Anastomose. Von über 120 neoadjuvant therapierten und resezierten Patienten zeigten 26% eine komplette Remission, die histomorphologisch am Resektat evaluiert wurde. Neben der kompletten Remission war in der multivariaten Analyse der Lymphknotenstatus der entscheidende prognostische Faktor (p=0,001). Wir haben nun untersucht, ob eine lymphogene Mikrometastasierung bei Patienten mit einem pN0 Stadium nach neoadjuvanter Therapie (n=61) seltener nachzuweisen ist verglichen mit pN0 Patienten, die aus unterschiedlichen Gründen primär ohne neoadjuvante Therapie (n=24) reseziert worden waren. Für die histomorphologische Evaluation wurden alle im Rahmen der Ösophagusresektion entfernten regionalen Lymphknoten (n=16,8 Lymphknoten / Patient) vollständig aufgearbeitet. Die Schnittstufen (Abstand 150µm) wurden Hämatoxylin&Esosin gefärbt; zusätzlich wurde an jedem dritten Gewebeschnitt eine immunhistochemische Darstellung von Zytokeratin AE1/AE3 durchgeführt. Insgesamt wurden nur bei 6 Patienten (7,06%) Mikrometastasen festgestellt (8,7% Adeno-; 6,4% Plattenepithelkarzinome): Nach neoadjuvanter Therapie in 4,9% und in 12,5% der Patienten ohne neoadjuvante Therapie. Diese Daten deuten darauf hin, dass die neoadjuvante Therapie Mikrometastasen eliminiert und dadurch möglicherweise zu einer besseren Prognose dieser Patienten führt.

Keywords: Mikrometastasierung, neoadjuvante Therapie, Ösophaguskarzinm