Fragestellung: Im Management der chronisch fokalen Spastik von Patienten, die sich nicht mehr selbständig versorgen können, ist die Betreuung durch die Pflegepersonen von entscheidender Bedeutung. Spastische Kontrakturen der Finger- und Handgelenksbeugemuskulatur können pflegerische Handlungen deutlich erschweren und den Patienten Schmerzen verursachen. Eine Indikation zur operativen Korrektur dieser spastischen Fehlstellungen ist aufgrund des Allgemeinzustand der Patienten in den meisten Fällen nicht möglich. Die Behandlung mit Botulinumtoxin A bietet wahrscheinlich die einzige Möglichkeit, diesen Teufelskreis aus Schmerz, Infektion und Tonuserhöhung zu durchbrechen.
Ziel dieser Studie war es, in einer kontrollierten, einfach (Beobachter-) geblindeten, longitudinalen Pilotstudie (3 PatientInnen an der oberen Extremität, eine Patientin an der unteren Extremität) die Wirkung von Botulinumtoxin-A auf den Pflegeaufwand und den Schmerz zu untersuchen.
Methode: Nach einer 3-monatigen Baselinephase erfolgte die Behandlung der betroffenen Muskelgruppen mit Botulinumtoxin A. Die Patienten wurden am Beginn und am Ende der Baselinephase sowie 3 und 6 Monate nach der Intervention untersucht.
Es wurden die Dauer einer Pflegehandlung sowie der modifizierte Pflegescore nach Snow und der Schmerz erhoben.
Ergebnis: Während der präinterventionellen Baseline-Phase änderten sich die Werte nur unwesentlich. Die sechsmonatige postinterventionelle Beobachtungsphase ergab für 3 Patienten eine Reduktion des Zeitaufwandes um durchschnittlich 39.1% und eine Reduktion des Pflegescores um durchschnittlich 33%.
Eine Patientin zeigte keine Abnahme des Pflegeaufwandes, allerdings bei allgemeiner Verschlechterung des klinschen Zustandbildes. Weder in der Baselinephase noch in der postinterventionellen Beobachtungsphase wurde von den Patienten eine Schmerzsymptomatik angegeben.
Diskussion: Die Behandlung der chronisch fokalen Spastik bei pflegebedürfigen Personen durch Botulinumtoxin A führt zu einer Reduktion des Pflegeaufwandes.