Physikalische Medizin, Rehabilitationsmedizin, Kurortmedizin 2005; 15 - A50
DOI: 10.1055/s-2005-917908

Evaluation des World Health Organization Disability Assessment Schedule II (WHODAS II) – Deutsche Version – Funktionale Gesundheit und Behinderung bei Patienten mit muskuloskeletalen Erkrankungen, kardiovaskulären und allgemeinen internistischen Erkrankung

M Pösl 1
  • 1Institut für Medizinische Psychologie, LMU München, München

Fragestellung: Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, herauszufinden, inwieweit der Fragebogen World Health Organization Disability Assessment Schedule II (WHODAS II) – deutsche Version – ein geeignetes Messinstrument zur Erfassung von funktionaler Gesundheit und Behinderung bei Patienten mit muskuloskeletalen Erkrankungen, kardiovaskulären und allgemeinen internistischen Erkrankungen, Schlaganfall, Brustkrebs und Depressiven Störungen ist. Spezifische Ziele sind dabei die Bewertung der psychometrischen Gütekriterien Reliabilität (internale Konsistenz, Cronbach's Alpha), Validität (Faktorenanalyse zur Beurteilung der Dimensionalität, konvergente Validität, diskriminante Validität) und Änderungssensitivität (Effektstärke, Standardized Response Mean), die Bestimmung der Korrelation mit einem traditionellen generischen Messinstrument für gesundheitsbezogene Lebensqualität, dem SF36 und die Bestimmung der Änderungssensitivität nach einer rehabilitativen Behandlung, wiederum in Relation zum SF-36.

Methode: Patienten mit muskuloskeletalen Erkrankungen (N=296), kardiovaskulären und allgemeinen internistischen Erkrankungen (N=308), Schlaganfall (N=116), Brustkrebs (N=119) und Depression (N=65) nahmen an der Studie teil. Diese Patienten füllten die Fragebogen WHODAS II und SF-36 aus. Nach einer rehabilitativen Therapie beantworteten diese Patienten die Fragenbogen ein zweites Mal, damit Rückschlüsse auf die Veränderungssensitivität gezogen werden können. Analysen der Testgütekriterien wurden durchgeführt. Die Änderungssensitivität wurde anhand der Effektstärke und des SRM berechnet.

Ergebnis: Die Patienten erreichen einen Mittelwert von 21,98 (Std. 14,32) in der Gruppe der muskuloskeletalen Erkrankungen, 18,47 (Std. 15,32) in der Gruppe der internistischen Erkrankungen, 38,72 (Std. 24,79) in der Subgruppe Schlaganfall, 23,84 (Std. 16,61) in der Subgruppe Brustkrebs und 44,56 (Std. 18,95) in der Subgruppe Depressive Störungen. Der Fragebogen weist eine hohe Reliabilität auf. Größtenteils bestätigen die Ergebnisse der Skalenreplikation die vorgegebenen sechs Dimensionen des Fragebogens. In der Dimension „Aktivitäten des täglichen Lebens“ zeigt sich für die Subgruppen muskuloskeletale Erkrankungen und internistische Erkrankungen eine klare Trennung zwischen beruflichen Tätigkeiten und Tätigkeiten im Haushalt. Die im Vergleich mit dem SF-36 festgestellten Korrelationen deuten darauf hin, dass der Fragebogen WHODAS II die beabsichtigten Konstrukte misst. Die Effektstärken des Summenscores von WHODAS II reichen abhängig von der untersuchten Subgruppe von 0,163 bis 0,687; Effektstärken der Summenskalen des SF-36 von 0,025 bis 1,395. Für die Subgruppe der Patienten, die eine Verbesserung hinsichtlich ihres allgemeinen Gesundheitszustandes berichten, sind die Effektstärken entsprechend höher (0,220 bis 0,915 für den WHODAS II; 0.083 bis 2.023 für den SF-36).

Diskussion: Der Fragebogen WHODAS II (deutsche Version) ist ein geeignetes Messinstrument zur Erfassung von funktionaler Gesundheit und Behinderung bei Patienten mit muskuloskeletalen Erkrankungen, kardiovaskulären und allgemeinen internistischen Erkrankungen, Schlaganfall, Brustkrebs und Depressiven Störungen. Das Messinstrument ist reliabel und valide und weist eine ähnliche Änderungssensitivität auf wie die entsprechenden Subskalen des SF-36.