Physikalische Medizin, Rehabilitationsmedizin, Kurortmedizin 2005; 15 - A43
DOI: 10.1055/s-2005-917901

Ventilatorische Belastung im ambulanten Lungensport – Falldarstellung

C Müller 1, F Weißmeier 1, M Halle 1, K Schultz 1
  • 1Fachklinik Allgäu, Pfronten

Fragestellung: Trainingstherapie stellt eine wesentliche Therapiesäule in der Behandlung der COPD dar. Entscheidend für den Therapieerfolg ist dabei die langfristige und konsequente Umsetzung von Trainingsprogrammen in ambulanten Lungensportgruppen. Zur Abschätzung der Trainingsintensität und der Belastung der Atempumpe wäre dabei die Erfassung ventilatorischer Parameter sinnvoll. Dies haben wir im nachfolgend dargestellten Einzelfall während einer ambulanten Lungensport-übungsstunde mittels portabler Ergospirometrie durchgeführt.

Methode: Während einer 45minütigen Übungsstunde i.R. einer ambulanten Lungensportgruppe wurde bei einer Teilnehmerin (Alter 66y, Größe 160cm, Gewicht 60kg) mit COPD Grad IV nach GOLD (FEV1 nach Bronchospasmolyse 0,61l (29%Soll), PO2 59mmHg, PCO2 47mmHg, ph 7,376) eine portable Ergospirometrie (K4b2 Fa. Cosmed) abgeleitet.

Inhalte der Übungsstunde waren Erwärmung, Gehtraining und Oberkörpergymnastik mit Stab.

Ergebnis: Subjektive Einschätzung der Atemnot während der Übungsstunde maximal Borg 2–3. Ergospirometisch erhebliche ventilatorische Belastung: Atemfrequenz im Mittel 27/min, maximal bis 39/min, Atemminutenvolumen im Mittel 37,1l, maximal 40,0l, Atemminutenvolumen in 35,15min oberhalb des Atemgrenzwertes von 24,4l (errechnet nach FEV1×40)

Diskussion: Es zeigte sich eine unerwartet hohe ventilatorische Belastung einer Patientin mit fortgeschrittener COPD im Rahmen einer routinemäßig durchgeführten Übungsstunde im ambulanten Lungensport. Das über die gesamte Trainingseinheit sehr hoch gemessene Atemminutenvolumen reflektiert eine exzessive Last der Atempumpe und stellt bisherige Konzepte zur ventilatorischen Belastungslimitation von COPD-Patienten infrage.