Physikalische Medizin, Rehabilitationsmedizin, Kurortmedizin 2005; 15 - A35
DOI: 10.1055/s-2005-917893

Kosteneffektivität und Qualitätssicherung des Rehamanagements der Verwaltungs-BG am Beispiel von Patienten mit distalen Radiusfrakturen

A Lohsträter 1, S Germann 1, P Bak 1, U Smolenski 1
  • 1Verwaltungs-Berufsgenossenschaft, Erfurt

Fragestellung: In Zeiten immer knapper werdender Ressourcen im Gesundheitswesen gewinnt die Qualitätssicherung zunehmend an Bedeutung. Die Maßnahmen sollen ergebnisgestützt sein und die ökonomischen Outcomes berücksichtigen (Bak et al., 2004). Die Datenlage ist völlig unklar, ob und inwieweit die Qualitätssicherungs- und –Managementmaßnahmen die Kosteneffektivität der Rehabilitation von Patienten mit distalen Radiusfrakturen verbessern können (MacDermid et al., 2002). Mit der Untersuchung wurde überprüft, inwieweit die bisher vorhandenen Elemente der Struktur- und Prozessqualität in der gesetzlichen Unfallversicherung optimiert werden können und welche Auswirkungen das Rehamanagement der Verwaltungs-BG (VBG) auf die ökonomischen Ergebnisse hat.

Methode: In einer prospektiven randomisierten kontrollierten Studie wurden 200 konsekutive Patienten nach distalen Radiusfrakturen untersucht. Sie wurden entweder einer Interventionsgruppe (spezielles Rehamanagement) oder einer Kontrollgruppe (BG-Standardmanagement) randomisiert zugeteilt. In der Interventionsgruppe wurden nach Eingang des Durchgangsarztberichtes und ggf. des OP-Berichtes die Unterlagen dem beratenden Handchirurgen übermittelt. Innerhalb von 24 Std. erhält die VBG eine Prognose mit dezidierten Behandlungsempfehlungen. Es können auf einem standardisierten Bogen einzelne Nachsorgemaßnahmen (BGSW, EAP, KG, Ergo, Hilfsmittel) hinsichtlich Beginn, Art und Dauer vorgeschlagen werden, deren Umsetzung von den Rehamanagern begleitet wird.

Nach Eingang des D-Berichtes (T1) sowie nach 3 (T2) und 9 (T3) Monaten wurden der gesamten Stichprobe SF-36, EQ-5D und der DASH als selbstadministrierte Fragebögen vorgelegt. Es wurden in beiden Gruppen separat die longitudinalen Effekte sowie die Gruppenunterschiede zu jedem Messzeitpunkt statistisch geprüft.

Die ökonomischen Daten werden in Unkenntnis der Gruppenzuordnung extern ausgewertet. Bei der ökonomischen Betrachtung der Outcomes aus der Perspektive des Trägers der gesetzlichen Unfallversicherung wurden die Kosten retrospektiv vollständig erhoben und in direkte medizinische und nichtmedizinische Kosten sowie indirekte Kosten unterschieden. Die Kosten der kalendertäglichen Arbeitsunfähigkeit werden mit 60 € ab dem 43. Tag angenommen und zusätzlich anhand des sozioökonomischen Datensatzes geschätzt. Die in die Zukunft gehenden Rentenleistungen wurden mit dem Kapitalwert bei Abfindung (§ 76 SGB VII i.V.m. der VO über die Berechnung des Kapitalwertes) angesetzt. Es wurden Gruppenunterschiede hinsichtlich der gesamten Fallkosten sowie der Kostenstruktur statistisch untersucht.

Ergebnis: Erste Ergebnisse (136 Fälle) der laufenden Studie ergaben bei einer Zwischenauswertung in allen untersuchten Bereichen (s.u.) signifikante Vorteile zugunsten des Managementverfahrens. Im Einzelnen ergaben sich folgende Ergebnisse: Interventionsgruppe / Kontrollgruppe: AU Dauer in d: 58,54 / 85,37 AU Dauer extraartikulär in d: 50,42 / 53,16 AU Dauer partiell intraart. in d: 55.37 / 92,38 AU Dauer intraartikulär in d: 80,95 / 124,27 Rentenfälle in %: 5,13 / 17,65 Kosten der AU je Fall in €: 992,40 / 2602,20

Diskussion: Die Stichprobe war zur Überprüfung des Verfahrens ausreichend groß. Die Drop-Out's waren gering.

Vergleichbare Studien als Bestandsaufnahmen sind in Deutschland vereinzelt vorhanden (Radek et al. 1998 und 2003). Allerdings war das Verfahren i.S. der Managementintervention nicht ausreichend definiert und beschrieben. Qualitätssicherungskonzepte und Ressourcensteuerungen wurden bisher nur als notwendig publiziert (z.B. Diste, 2000 und Radek et al. 2003). Internationale Veröffentlichungen sind vor dem Hintergrund anderer sozialer Absicherungssysteme nicht vergleichbar.

Schlussfolgerungen:

Das Management der VBG hat sich unabhängig von der Diagnose bewährt. Der Stellenwert eines gesteuerten Rehabilitationsverfahrens, insbesondere bei Handverletzungen, auf die Ergebnisqualität ist erheblich. Das Verfahren ist in die hausinternen Prozessabläufe implementiert. Detaillierte Subgruppenanalysen, insbesondere hinsichtlich der Auswirkungen zu den unterschiedlichen Frakturtypen und dem primären Vorgehen (konservativ/operativ) sowie geschlechts- und altersspezifisch, haben zu folgen.