Physikalische Medizin, Rehabilitationsmedizin, Kurortmedizin 2005; 15 - A28
DOI: 10.1055/s-2005-917886

Krebsassoziertes Fatiguesyndrom – Korrelationen mit der Lebensqualität und der „Sozialen Partizipation“ bei Wiener Patienten mit fortgeschrittenen Karzinomen unter ambulanter laufender palliativer Chemotherapie

MY Keilani 1, M Posch 1, C Zöch 1, C Marosi 1, CC Zielinski 1, M Schmidinger 1, V Fialka-Moser 1, R Crevenna 1
  • 1Univ. Klinik für Physikalische Medizin und Rehabilitation der MUW, Wien

Fragestellung: Das Symptom krebsassoziertes Fatiguesyndrom („Fatigue“) wird in der Literatur als ein allgemeines, persistierendes und subjektives Gefühl der Erschöpfung beschrieben, welches in Zusammenhang mit der Krebserkrankung oder deren Behandlung steht und die betroffenen Patienten in ihrer Leistungsfähigkeit und ihren täglichen Verrichtungen behindert, was wiederum zu einer Einschränkung der Lebensqualität (QOL) und der „Sozialen Partizipation“ führen kann. Die vorliegende Querschnittsuntersuchung hatte das Ziel, Zusammenhänge zwischen dem Symptom „Fatigue“ mit der QOL und mit der „Sozialen Partizipation“ an Wiener Karzinompatienten unter ambulanter palliativer Chemotherapie zu untersuchen.

Methode: 98 konsekutive Patienten (Durschnittsalter 56±8 Jahre) mit fortgeschrittener Karzinomerkrankung und infauster Prognose wurden in die Studie eingeschlossen. Alle Studienteilnehmer lebten zuhause und erhielten an der Abteilung für Onkologie des Wiener Allgemeinen Krankenhauses als ambulante Patienten palliative Chemotherapien. Die Zielparameter „Fatigue“ und „Soziale Partizipation“ wurden anhand Visueller Analog-Skalen (VAS) registriert und dokumentiert. Die Erfassung der Lebensqualität erfolgte mittels der deutschen Version des „SF-36 Health Survey“ (SF-36). Mittels statischer Analysen (Spearman-Korrelation) wurden Korrelationen zwischen „Fatigue“ und QOL sowie „Fatigue“ und „Sozialer Partizipation“ untersucht.

Ergebnis: Es wurde keine signifikante Korrelation zwischen „Fatigue“ mit der QOL-Domäne „Körperlicher Schmerz“ gefunden. Dagegen ergaben sich signifikante negative Korrelationen zwischen „Fatigue“ mit den QOL-Domänen „Körperliche Funktionsfähigkeit“ (p<0.0001, r=–0.56), „Körperliche Rollenfunktion“ (p<0.0001, r=–0.60), „Mentale Gesundheit“ (p=0.0003, r=–0.36), „Emotionelle Rollenfunktion“ (p<0.0001, r=–0.42), „Vitalität“ (p<0.0001, r=–0.67), „Allgemeiner Gesundheitszustand“ (p=0.0016, r=–0.32) und „Soziale Kompetenz“ (p=0.0006, r=–0.34). Zusätzlich zeigte sich eine signifikante negative Korrelation zwischen dem Symptom „Fatigue“ mit der von den Patienten angegebenen „Sozialen Partizipation“ (p<0.0001, r=–0.44).

Diskussion: Die Ergebnisse dieser Studie an ambulanten Wiener Patienten weisen auf einen negativen Einfluss des Symptoms „Fatigue“ auf die meisten Domänen der QOL und auf die „Soziale Partizipation“ bei Karzinompatienten unter palliativer Chemotherapie hin. Zusätzlich unterstreichen sie die klinische, Relevanz dem aktivitäts- und funktionslimitierenden Symptom „Fatigue“ in der Rehabilitation solcher Patienten suffizient entgegenzuwirken.