Physikalische Medizin, Rehabilitationsmedizin, Kurortmedizin 2005; 15 - A16
DOI: 10.1055/s-2005-917874

Langzeit-Evaluation der gesundheitsbezogenen Lebensqualität beim Mamma-Karzinom nach stationärer Rehabilitation

U Hartmann 1, R Muche 1, A Kluge 1, M Reuss-Borst 1
  • 1Reha-Klinik, Bad Kissingen

Fragestellung: Untersuchung des Langzeiteffektes einer stationären onkologischen Rehabilitation auf die Lebensqualität bei Brustkrebs-Patientinnen.

Methode: Bei 96 Brustkrebs-Patientinnen, welche eine 4-wöchige stationäre Rehabilitationsmaßnahme absolvierten, wurde die Lebensqualität vor (t0) und nach Reha (t1), sowie 5 und 11 Monate nach Abschluss der Rehabilitation (t2 bzw. t3) mit dem QLQ-C30 der EORTC untersucht. Das Alter der Patientinnen lag bei 57,3 +/- 8,8 Jahren, die Diagnose lag 48,9 +/- 37,7 Wochen zurück. Untersucht wurden die globale Lebensqualität (gLQ), sowie die 5 Lebensqualitätsdimensionen: physische Funktion (PF), emotionale Funktion (EF), kognitive Funktion (KF), Rollenfunktion (RF) und soziale Funktion (SF) in ihrem Verlauf. Beim QLQ-C30 können auf jeder der genannten Skalen 0–100 Score-Punkte (SP) erzielt werden, wobei eine hohe Punktzahl einer besseren Funktion entspricht.

Zur Beurteilung der Verbesserung wurden die Anteile der Frauen berechnet, bei denen sich die Score-Werte verbesserten.

Für die statistischen Auswertung wurden Anteile mit 95%igen Konfidenzintervallen (KI) angegeben. Für den Vergleich zwischen den einzelnen Untersuchungszeitpunkten wurde der 2-seitige Rangsummentest mit einem Signifikanzniveau von a=5% gewählt.

Ergebnis: Bezüglich der gLQ sowie der EF wurde durch die Reha eine signifikante Verbesserung (p<0,0001) in 77,1% (KI: [68,7%; 85,5%]) bzw. 84,3% (KI: [77,1%; 91,7%]) der Fälle erreicht. Beide Parameter verschlechterten sich in den nächsten 5 Monate erneut, ohne jedoch auf das Ausgangsniveau abzusinken. Nach einem Jahr zeigten die Veränderungen (t3 zu t0) sowohl für gLQ (p=0,0002) als auch EF (p<0,0001) immer noch eine signifikante Verbesserung in 56,0% bzw. 61,9% der Fälle.

Für KF und PF ergaben sich signifikante Verbesserung durch die Reha in 47,9% (p<0,0001) bzw. 51,0% (p=0,0049) der Fälle. Zu den folgenden Untersuchungszeitpunkten zeigten sich für beide Parameter keine statistisch signifikanten Veränderungen. Der Vergleich von t3 und t0 zeigte in 41,7% (KF) und 44,1% (PF) der Fälle eine nicht signifikante Verbesserung der Funktion.

Bei der RF ergab sich zu t2 eine signifikante Verbesserung gegenüber t0 bei 49,4% (p=0,0268) und zu t3 bei 58,3% (p<0,0001) der Frauen. Zwischen t2 und t3 konnte eine nicht signifikante Tendenz zur Verbesserung beobachtet werden.

Bezüglich der SF konnte gegenüber t0 weder zu t2 noch zu t3 eine signifikante Veränderung festgestellt werden, wobei allerdings zu t0 bereits 52,6% der Frauen 100 SP erreichten.

Diskussion: Die onkologische stationäre Rehabilitation bei Brustkrebs-Patientinnen entfaltet ihre größte Wirksamkeit auf dem emotional-psychischen Gebiet mit einer signifikanten Verbesserung der globale Lebensqualität und der emotionalen Funktion, welche auch 11 Monate nach Reha noch besteht, auch wenn eine Abschwächung dieses positiven Effektes in den ersten 5 Monaten nach Reha auftritt.

In den Bereichen, in denen eine starke Eigeninitiative der Patientinnen, sowie eine aktive Verhaltensänderung erforderlich ist (physische und kognitive Funktion), werden kurzfristig signifikante Erfolge durch die Reha erzielt. Diese Effekte sind jedoch nicht von Dauer.

Die Rollenfunktion zeigt auch nach Reha, ohne weitere Therapie eine Tendenz zur Verbesserung, so dass hier langfristig eine signifikante Verbesserung zu sehen ist.

Die soziale Funktion ist bereits vor Rehabilitation im untersuchten Kollektiv so gut, dass sich keine langfristigen signifikanten Verbesserungen mehr ergeben können.