Physikalische Medizin, Rehabilitationsmedizin, Kurortmedizin 2005; 15 - A10
DOI: 10.1055/s-2005-917868

Zur Frage einer Korrektur der Trainingsherzfrequenz im Wasser. Bedeutung der Wassertemperatur?

M Fenzl 1, W Schnizer 1, B Hartmann 1, O Knüsel 1
  • 1Klinik Valens, Valens-Schweiz

Fragestellung: Bei einem im Wasser durchgeführten Ausdauertraining wird oftmals die Trainingsherzfrequenz, die z.B. durch Faustregeln oder an einem ergometrischen Belastungstest gewonnen worden ist, etwas nach unten modifiziert. Empfehlungen zu solchen Korrekturen gehen ziemlich auseinander. Wir haben daher eine Literaturrecherche zu relevanten experimentellen Studien vorgenommen, um die Korrekturabschläge an der Trainingsherzfrequenz zu belegen, und insbesondere der Frage nachzugehen, ob dabei die Wassertemperatur eine Rolle spielt.

Methode: Die Literaturrecherche wurde in der Datenbank Medline sowie über die sportwissenschaftliche Datenbank DIMDI-Spofor und Spolit durchgeführt. Hinsichtlich Auswertung sollten die Publikationen folgenden Kriterien genügen: Beurteilung körperlicher Belastungen (Submaximal- wie auch Maximalbelastung) im Wasser- Landvergleich in den Funktionsparametern Herzfrequenz und Sauerstoffaufnahme bei gesunden Personen. Die Wassertemperaturen sollten in einem Bereich von 18–36°C liegen.

Ergebnis: In der Recherche konnten 26 Publikationen mit insgesamt 39 Probandengruppen lokalisiert werden (Altersmittel 25.25±7.25; 7 weiblich, 32 männlich; 22 trainiert, 17 untrainiert). An Bewegungsformen kamen vor: Schwimmen (8 Studien), Laufen (13 Studien) und Drehkurbelarbeit (18 Studien). Sowohl bei submaximalen mehr noch bei maximalen Belastungen fanden sich im Wasser vergleichsweise zum Landtest im Mittel signifikant niedrigere Belastungsherzfrequenzen. Diese Herzfrequenzreduktion verstärkt sich mit abnehmender Wassertemperatur, wobei die Beziehung von Wassertemperatur zu Herzfrequenz als eine polynome Gleichung beschrieben werden kann (Maximalbelastung y=0.0886 × 2 – 3.8908x + 30.767, submaximale Belastung y=0.0886 × 2 – 3.8908x + 30.767). In der Verlaufskurve für die submaximale Belastung ist im Bereich von 32–34°C ein Uebergang erkennbar, wo bei weiterer Zunahme der Temperatur im Wasser höhere Werte der Belastungsherzfrequenzen als an Land auftreten.

Diskussion: In der Praxis bedeutet ein Training mit 50–70% VO2max eine mittelstarke körperliche Belastung, wie sie im Rahmen eines Ausdauertrainings üblich ist. Da die Literaturrecherche eine Abhängigkeit der Belastungsherzfrequenz von der Wassertemperatur aufzeigt, ist für ein Ausdauertraining im Wasser eine pauschale Korrektur der Trainingsherzfrequenzen nicht angebracht. Im Bereich von etwa 32–34°C Wassertemperatur scheint eine Korrektur nicht notwendig, im Bereich von 25–28°C ist ein Abschlag von etwa 10 Herzschlägen pro Minute gerechtfertigt, über 34°C hinausgehende Temperaturen eignen sich aufgrund thermophysiologischer Belastung nicht mehr für ein Ausdauertraining.