Physikalische Medizin, Rehabilitationsmedizin, Kurortmedizin 2005; 15 - A3
DOI: 10.1055/s-2005-917861

Die Abbildung von Pflegeaufwand anhand der ICF – exemplarische Darstellung an Daten der neurologischen post-akuten Frührehabilitation

C Boldt 1, M Scheuringer 1, E Grill 1
  • 1Institut für Gesundheits- und Rehabilitationswissenschaften der Klinik für Physikalische Medzin und Rehabilitation der Universität München, München

Fragestellung: Die professionelle Pflegepraxis benötigt eine standardisierte Pflegesprache, wie z.B. Pflegeklassifikationen. Diese sind berufsgruppenspezifisch orientiert und können von anderen Gesundheitsberufen nicht eingesetzt werden. Da aber der berufsgruppenübergreifende Informationsaustausch über den Patienten entscheidend auf dessen Rehabilitationsprozess einwirkt, sind Konzepte erforderlich, die potenziell als gemeinsame Sprache für Pflegende und alle anderen beteiligten Berufsgruppen geeignet sind. Die Internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit (ICF) ist die Umsetzung eines umfassenden Modells der funktionalen Gesundheit. Sie kann eine berufsgruppenübergreifende, detaillierte Beschreibung des Gesundheitszustands des Menschen ermöglichen.

Ziel der Studie war es, zu untersuchen, ob die funktionale Gesundheit bei Patienten in der Frührehabilitation, dargestellt durch die ICF, mit deren Pflegeaufwand assoziiert ist und welche Kategorien der ICF dazu geeignet sind, den Pflegeaufwand abzubilden.

Methode: In einer multizentrische Querschnittstudie wurde der Pflegeaufwand und die funktionalen Gesundheit bei 282 neurologischen Patienten in post-akuten Einrichtungen erhoben. Anhand einer Clusteranalyse wurden Patienten mit weitgehend ähnlicher Funktionsfähigkeit in Gruppen zusammengefasst. Der Pflegeaufwand in den einzelnen ICF-Clustern wurde durch die Anzahl der verschiedenen Pflegeinterventionen (Pflegespektren) abgebildet.

Ergebnis: Die funktionale Gesundheit bei neurologischen Patienten in der Frührehabilitation ist stark beeinträchtigt. Dies wird auch durch hohen Pflegeaufwand in allen ICF-Clustern reflektiert. Trotzdem lassen sich Unterschiede hinsichtlich des Spektrums des Pflegeaufwands zeigen, die mit diskriminierenden Kategorien der funktionalen Gesundheit zusammenhängen. Je mehr ICF- Kategorien geschädigt sind, desto größer ist die Anzahl verschiedener Pflegeinterventionen dieser Patientengruppe. Bestimmte funktionale Schädigungen können einem bestimmten Pflegeaufwand zugeordnet werden (z.B. b810 Schutzfunktionen der Haut mit Wund- und Hautbehandlung).

Diskussion: Anhand dieser Untersuchung wurde erstmals gezeigt, dass Pflegeaufwand mit der funktionalen Gesundheit assoziiert werden kann. Eine weiterführende Längsschnittstudie zu Prädiktoren des Pflegeaufwands wird zur Zeit durchgeführt.