Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2005; 2 - A137
DOI: 10.1055/s-2005-917806

Prognostische Bedeutung eines Genexpressions-Differenzierungsgrad-Algorithmus beim unbehandelten nodal-negativen Mammakarzinom

M Schmidt 1, A Victor 2, M Gehrmann 3, C Glawatz 1, D Böhm 1, M Munnes 3, HA Lehr 4, H Kölbl 1
  • 1Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Frauenklinik, Mainz, Deutschland
  • 2Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Insitut für Medizinische Dokumentation und Statistik, Mainz, Deutschland
  • 3BAYER, Health Care Diagnostics, Leverkusen, Deutschland
  • 4Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Institut für Pathologie, Mainz, Deutschland

Zielsetzung: die Kombination aus mehreren Prognosefaktoren wie die St. Gallen Risikoklassifikation oder der Nottingham Prognoseindex verbessert die prognostische Aussagekraft beim nodal-negativen Mammakarzinom im Vergleich zu den Einzelfaktoren und ermöglicht eine rationale Entscheidung über die adjuvante Therapie.

Die Kombination aus Genexpressionssignatur und histologischem Differenzierungsgrad wurde an einem Kollektiv von 146 unbehandelten nodal-negativen Mammakarzinompatientinnen mit den etablierten Risikoeinteilungen verglichen.

Methoden: cRNA von 146 nodal-negativen Mammakarzinomen wurde auf den Affymetrix HG-U133A Array hybridisiert. Basierend auf 52 Genen wurde eine prognostisch gute sowie eine prognostisch schlechte Genexpressionssignatur erstellt. Diese Genexpressionssignatur wurde mit dem histologischen Differenzierungsgrad so kombiniert, dass alle GI Tumore sowie die GII Tumore mit prognostisch guter Genexpressionssignatur die Niedrigrisikogruppe des Genexpressions-Differenzierungsgrad-Algorithmus bildeten. Alle GIII Tumore sowie die GII Tumore mit prognostisch schlechter Genexpressionssignatur bildeten die Hochrisikogruppe des Genexpressions-Differenzierungsgrad-Algorithmus. Es wurden Kaplan Meier Schätzungen und multivariate Cox-Regressionen für das erkrankungsfreie Überleben durchgeführt.

Ergebnisse: 47 (32%) Tumore waren in der Niedrigrisikogruppe und 99 (68%) Tumore in der Hochrisikogruppe des Genexpressions-Differenzierungsgrad-Algorithmus. Das erkrankungsfreie 5-Jahres-Überleben betrug 93% in der Niedrigrisikogruppe und 75% in der Hochrisikogruppe (p=0,014). Der Nottingham Prognoseindex (p=0,040) zeigte im Gegensatz zur St. Gallen Risikoklassifikation (p=0,189) ebenfalls einen signifikanten Zusammenhang mit dem erkrankungsfreien Überleben. In der multivariaten Analyse war der Genexpressions-Differenzierungsgrad-Algorithmus der einzige signifikante Faktor für das erkrankungsfreie Überleben (Relatives Risiko 2,700; 95% Konfidenzintervall 1,196–6,095).

Schlussfolgerung: der Genexpressions-Differenzierungsgrad-Algorithmus ist in der prognostischen Aussagekraft für das erkrankungsfreie Überleben beim unbehandelten nodal-negativen Mammakarzinom sowohl der St. Gallen Risikoklassifikation als auch dem Nottingham Prognoseindex überlegen.