Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2005; 2 - A119
DOI: 10.1055/s-2005-917788

Sensitivität und Spezifität von Palpation, Mammographie und Sonographie in der Rezidivdiagnostik nach BEO und Radiatio

R Ohlinger 1, K Günther 1, G Schwesinger 2, G Köhler 1, A Schimming 3, H Frese 1, S Grunwald 1
  • 1Universitätsklinikum der Ernst-Moritz-Arndt-Universität AöR, Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Greifswald, Deutschland
  • 2Ernst-Moritz-Arndt-Universität, Institut für Pathologie, Greifswald, Deutschland
  • 3Universitätsklinikum der Ernst-Moritz-Arndt-Universität AöR, Institut für Diagnostische Radiologie und Neuroradiologie, Greifswald, Deutschland

Fragestellung:

In den S-3-Leitlinien zur Diagnostik und Therapie des Mammakarzinoms sind nur Palpation und Mammographie explizit als Nachsorgeuntersuchungen gefordert. Die Sonographie findet keine Erwähnung.

Die Sensitivität und Spezifität von Palpation, Mammographie und Sonographie in der Rezidivdiagnostik nach brusterhaltender Operation (BEO) und Radiatio als Einzelmethoden und deren Kombination soll analysiert werden. Ist eine Nachsorge ohne Sonographie gerechtfertigt?

Methode:

In einem Zeitraum von 12 Jahren ist bei Rezidivverdacht nach BEO und Radiatio in 27 Fällen eine histologische Sicherung erfolgt (n=16 benigne, 59,3%), (n=11 maligne, 40,7%). Präoperativ erfolgte palpatorisch, mammographisch und sonographisch eine Dignitätsbeurteilung (BI-RADS). Mithilfe der Vierfelderkontingenztafel wurden Sensitivität, Spezifität, pVHSW, nVHSW und Effizienz ermittelt.

Ergebnisse:

Die Sensitivität und Spezifität nach BEO und Radiatio betrugen für die Palpation 72,7% und 25%, für die Mammographie 36,4% und 87,5% und für die Sonographie 90,9% und 68,8%.

Bei der Kombination von Palpation und Mammographie konnte eine Sensitivität von 81,8% bei einer Spezifität von 6,2% erzielt werden. Für die Kombination von Palpation und Sonographie ergab sich eine Sensitivität von 100%, bei einer Spezifität von 10,5%. Bei Kombination aller drei Methoden errechnete sich eine Sensitivität von 100%.

Schlussfolgerung:

Die Sonographie ist in der Rezidivdiagnostik nach BEO und Radiatio der Palpation und/oder Mammographie überlegen und sollte als obligate Untersuchungsmethode im Rahmen der Nachsorge eingesetzt werden. Die eingeschränkte Wertigkeit der Mammographie ist auf die strahlentherapeutisch bedingte Dichtezunahme des Drüsenkörpers und die damit erschwerte Beurteilbarkeit zurückzuführen. Ihre Rolle in der Nachsorge erscheint über-, die der Sonographie unterbewertet. Eine Aktualisierung der S-3-Leitlinien diesbezüglich erscheint zwingend erforderlich.