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DOI: 10.1055/s-2005-871493
Extrakorporale Detoxikation mittels Hämoperfusion bei schwerer Carbamazepin-Intoxikation bei einem 9-jährigen Kind
Einleitung: Vergiftungsunfälle spielen eine wesentliche Rolle in der Morbiditätsstatistik des Kindesalters. Dabei handelt es sich zum überwiegenden Teil um Ingestionen sowie leichte Intoxikationen. Schwere Intoxikationen nehmen einen nur sehr geringen Anteil ein. Die Letalität liegt bezogen auf alle Unfälle bei unter 1%. Das frühzeitige Erkennen einer schweren Intoxikation sowie eine effektive Therapie in einem spezialisierten Zentrum unter Einbeziehung moderner extrakorporaler Detoxikationsverfahren sind für Therapieerfolg und Prognose entscheidend.
Kasuistik: Ein 9 4/12-jähriger Junge mit bekannter Epilepsie und einer antikonvulsiven Dauermedikation mit 20mg/d Carbamazepin wird generalisiert krampfend, komatös (Glasgow-Coma-Scale 3) und kardiopulmonal deutlich beeinträchtigt auf dem Arm der Mutter in unsere Klinik gebracht. In mehreren Recherchen wurde eine versehentliche Gabe von 2800mg Carbamazepin 3 ½ Stunden vor Aufnahme ermittelt. Nach Akutversorgung mit Intubation und nachfolgender Beatmung, antikonvulsiver Medikation, Elektrolytausgleich (Hypokaliämie 3,1 mmol/l) sowie Stabilisierung von Atmung und Kreislauf, erfolgte die primäre Giftelimination mit Magenspülung, Glaubersalz und Aktivkohle (1g/kg KG). Der Carbamazepinspiegel von 70,3µg/ml (Referenzwert: 4–10µg/ml) 3 ½ Stunden nach Einnahme bestätigte eine schwere Intoxikation als Ursache der Convulsionen. Die sekundäre Giftelimination erfolgte mittels Hämoperfusion (Kapsel: Gambro® Adsorba® 150 C), beginnend 8 ½ Stunden nach Carbamazepin-Aufnahme. Innerhalb der 1. Stunde sank der Carbamazepin-Spiegel auf 35,4µg/ml und in den nächsten 2 Stunden auf 24,4µg/ml. Damit war die Giftelimination in der 1. Stunde am effektivsten. Zur Unterbrechung des enterohepatischen Kreislaufs wurde 3 Stunden nach Beginn der extrakorporalen Detoxikation endoskopisch eine Gastroduodenalsonde gelegt und Aktivkohle (1g/kg KG) in 2-stündlichem Intervall appliziert. Nach 5 stündiger Hämoperfusion lag der Carbamazepinspiegel bei 18,8µg/ml, der neurologische Zustand war deutlich gebessert (Glasgow-Coma-Scale 9). 4 Stunden nach Beendigung der Hämoperfusion und fortlaufender Instillation von Aktivkohle befand sich der Carbamazepinspiegel im Normbereich. 20 Stunden nach Intoxikation konnte der Patient bei kardiopulmonal stabilen Parametern extubiert werden und war ansprechbar.
Zusammenfassung: Die Hämoperfusion als ein Verfahren der extrakorporalen Detoxikation stellt eine effektive therapeutische Option in der Akutbehandlung der Carbamaze-pinintoxikation dar.