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DOI: 10.1055/s-2005-870749
Akute myleloische Leukämie in der Schwangerschaft – intrauterine Überwachung und geburtshilfliches Konzept
Eine 32-jährige Erstgravida wurde mit akuter myeoloischer Leukämie in der 20+5 SSW zur interdisziplinären Therapieplanung vorgestellt. Nach Aufklärung entschieden sich die Eltern zur Schwangerschaftsfortsetzung und eine Induktionschemotherapie mit Cytarabin, Thioguanin und Daunorubicin wurde durchgeführt. Die Mutter erlitt eine transfusionsrefraktäre Aplasie mit Pilzpneumonie und Mucositis Grad 4. Die pränatale Überwachung zeigte sonographische Hinweise auf eine fetale Anämie in Form von dezentem Aszites und einer erhöhten Flussgeschwindigkeit in der Arteria cerebri media. In der 27. SSW wurde eine intrauterine Transfusion durchgeführt, wodurch der fetale HB von 9,8g/dl auf 13,6g/dl angehoben werden konnte. Nach maternaler Rekonvaleszens wurde die Indikation zur primären Sectio in der 27+5 SSW gestellt. Komplikationslos konnte eine gesundes, eutrophes, weibliches Frühgeborenes entbunden werden (Gewicht 1300g, NapH 7,26, Apgar 8/9/9). Am 13. Tag post sectionem konnte die Mutter eine Re-Induktionstherapie mit HAM beginnen. Der kindliche Verlauf wurde weitere Myelosuppression beeinträchtigt, so dass es noch zweimal auftransfundiert werden musste. Neben einer phototherapeutisch beherrschbaren Hyperbilirubinämie und einer kurzfristig Antibiotika-pflichtigen Besiedlung mit koagulase-negativen Staphylokokken musste eine unklare Humerusfraktur rechts als Komplikation verzeichnet werden.
Leukämien in der Schwangerschaft sind sehr selten. Es ist mit Häufigkeit von weniger als 10 Fällen pro Jahr in Deutschland zu rechnen. Sowohl die Erkrankung selbst als die unverzüglich zu beginnende Chemotherapie stellen eines deutliches pränatales Risiko für die Schwangerschaft dar. Insbesondere Wachstumsretardierungen und intrauteriner Fruchtod wurden mit Häufigkeit von je 8% in der Literatur beschrieben. Fetale Fehlbildungen müssen insbesondere nach Behandlung im 1. Trimenon befürchtet werden. Der vorliegende Fall soll die aktuellen pränatalen Überwachungs- und auch Therapie-Möglichkeiten verdeutlichen, insbesondere bezüglich der fetalen Myelosuppression. Die Entbindungsplanung ist eine schwierige interdisziplinäre Abwägung von maternaler Operabilität, kindlicher Reife, fetalem Allgemeinzustand und onkologischem Therapiekonzept. Die Option des Schwangerschaftsabbruches muss in die Aufklärung der Patientin mit einfließen, die Ermutigung zum Austragen der Schwangerschaft erscheint jedoch insbesondere nach Abschluss des 1. Trimenons gerechtfertigt.