Einleitung: Bei Patienten mit alkoholischer Leberzirrhose (ALZ) wird häufig eine Hypergammaglobulinämie beobachtet. Die an der Genese der Hypergammaglobulinämie beteiligten Pathomechanismen sind erst teilweise bekannt. In der vorliegenden Studie wurde die Hypothese einer in vivo Stimulation von B Zellen bei Patienten mit ALZ untersucht.
Patienten und Methoden: 20 Patienten mit ALZ (Alter: 55±8 Jahre; m/w=15/5; CHILD-PUGH Klasse A/B/C=2/9/9) und 20 gesunde Individuen (Alter: 43±12 Jahre; m/w=10/10) wurden in die Studie eingeschlossen. Auf peripheren B Zellen wurde die Expression der Antigene CD5, CD23, CD24, CD40 und HLA-DR bestimmt. Die Antigenexpression wurde durch simultane Messung dreier Antigene mittels Immunfluoreszenz ermittelt, wobei mit Fluoresceinisothyocyanat (FITC), Phycoerythrin (PE) und Phycoerythrin-cyan5 (PE/CY5) konjugierte Antikörper verwendet wurden. Die genannten B Zell Antigene wurden durch die Antikörper anti-CD5-PE (Immunotech, Marseille, Frankreich), anti-CD23-FITC (Immunotech), anti-CD24-PE (Pharmingen, San Diego, CA), anti-CD40-FITC (Pharmigen) und anti-HLA-DR-PE (Becton Dickinson Immunocytometry Systems, San Jose, CA) markiert.
Ergebnisse: Relative und absolute Lymphozytenzahlen waren bei Patienten mit ALZ signifikant niedriger als im gesunden Kontrollkollektiv (17±7% vs. 32±7% bzw. 972±511 Zellen/µl vs. 1958±478 Zellen/µl, p<0,0001). Während sich die relativen Anteile von B-Zellen und CD3+ T-Zellen nicht signifikant voneinender unterschieden, war der Anteil von NK-Zellen bei Patienten mit ALZ signifikant niedriger (14±8% vs. 18±8%, p=0,038). Im Vergleich zum Kontrollkollektiv zeigten B Zellen von Patienten mit ALZ signifikant höhere Expressionen von CD23 (p<0,0001), CD40 (p=0,038) und HLA-DR (p=0,012), sowie eine signifikant niedrigere Expression von CD24 (p<0,0001). Der prozentuelle Anteil von CD5+ B-Zellen war bei Patienten mit ALZ signifikant niedriger als im Kontrollkollektiv (13±13% vs. 20±9%, p=0,006). Zwischen den durch die Aktivierung induzierten immunphänotypischen Veränderungen einerseits und den Serumkonzentrationen von IgG, IgA und IgM, sowie der CHILD-PUGH Klasse andererseits bestand keine statistisch signifikante Korrelation.
Schlussfolgerungen: Die Resultate zeigen, dass die Hyperaktivität von B Zellen bei Patienten mit alkoholischer Leberzirrhose durch eine in vivo Stimulation verursacht wird. Das Muster der von den B Zellen aktivierten Antigene ist konsistent mit einer durch T Zellen mediierten Aktivierung.