Ziele: Der Zusammenhang von Wernicke-Encephalopathie und zentraler pontiner Myelinolyse (ZPM) wird anhand eines Fallbeispiels aufgezeigt und die Bedeutung der MRT für die Frühdiagnostik beider Erkrankungen diskutiert. Methode: Es wird über einen Patienten mit akuter Wernicke-Enzephalopathie berichtet, der im weiteren Verlauf zusätzlich eine zentrale pontine Myelinolyse entwickelte. Diese wurde im Rahmen der MRT-Verlaufsuntersuchung zufällig erkannt und verlief klinisch stumm. Insgesamt 2 Kontrolluntersuchungen erfolgten nach 6 und 13 Wochen. Ergebnis: In der initialen MR-Bildgebung zeigten sich die typischen T2-Signalsteigerungen paraventrikulär und periaquaeduktal sowie eine Schrankenstörung in den C. mammilaria. Die MRT-Kontrolluntersuchung nach 6 Wochen ergab eine deutliche Regredienz der initialen Signalveränderungen. Zusätzlich fiel eine neu aufgetretene T2-signalgesteigerte Läsion im zentralen Pons im Sinne einer ZPM auf. Alle Befunde waren nach 13 Wochen weitgehend regredient. Schlussfolgerung: Das kurz aufeinander folgende Auftreten einer Wernicke-Enzephalopathie und einer klinisch asymptomatischen ZPM weist auf ähnliche pathogenetische Mechanismen beider Erkrankungen hin. Der beschriebene Fall bestätigt die Bedeutung der MRT für die Diagnostik dieser Krankheitsbilder, insbesondere bei klinisch stummen Verläufen. Nach Erfassung subklinischer Formen einer ZPM lassen sich möglicherweise durch eine frühzeitige Therapie vor dem eigentlichen klinischen Ausbruch schwerwiegendere morphologische Schäden verhindern. Dies rechtfertigt engmaschige MRT-Verlaufsuntersuchungen im Rahmen einer Wernicke-Enzephalopathie.
Korrespondierender Autor: Richter A
Klinik für Diagnostische Radiologie, Universitätsklinikum Leipzig, Neuroradiologie, Liebigstr. 20, 04103, Leipzig
E-Mail: Andreas.Richter@medizin.uni-leipzig.de
Schlüsselwörter
Wernicke-Enzephalopathie - Zentrale pontine Myelinolyse - Magnetresonanztomographie