Rofo 2005; 177 - VO_4049
DOI: 10.1055/s-2005-867800

Detektion und Charakterisierung kolorektaler Läsionen mit der dynamischen kontrastmittelverstärkten MR-Kolonographie (MRC) in Dark-lumen-Technik

J Schäfer 1, H Schlemmer 1, M Lichy 1, J Vollmar 1, D Stüker 1, M Zorob 1, CD Claussen 1
  • 1Universitätsklinik Tübingen, Radiologische Diagnostik, Tübingen

Ziele: Einsatz einer dynamischen kontrastmittelverstärkten MRC des gesamten Kolon unter Verwendung paralleler Bildgebungstechniken zur gleichzeitigen Detektion und Charakterisierung kolorektaler Läsionen. Methode: 15 Patienten mit Verdacht auf kolorektale Läsionen wurden direkt vor der konventionellen Koloskopie an einem 1.5T-System (Magnetom Avanto, Siemens) untersucht, welches die Verwendung von iPAT und eines großen FOV von 500mm ermöglicht. Nach einem Wassereinlauf erfolgte die MRC des gesamten Colon mit einer T1w 3D GRE-Sequenz (TR/TE=3.12/1.19ms, Flipwinkel=18°, Voxelgröße=2.2mm isotrop, iPAT: GRAPPA x2, Messzeit 23s). Die Messungen erfolgten vor sowie 35s, 70s und 105s nach Bolusgabe von 0.2 mmol/kg Gd-DTPA. Die Auswertung der MRC erfolgte durch 2 erfahrene Radiologen ohne Kenntnis des Koloskopiebefundes. Retrospektiv wurde eine Läsion-zu-Wand Enhancement Ratio (LWR) berechnet. Ergebnis: Die MRC konnte bei allen Patienten erfolgreich durchgeführt werden. Koloskopisch wurden bei 9 der 15 Patienten insgesamt 13 Läsionen (2–44mm) gefunden. 6 hyperplastische Polypen <10mm wurden nur in der Koloskopie gefunden. 7 Läsionen >8mm wurden in der MRC detektiert: 5 Adenome, 1 hyperplastischer Polyp und 1 Karzinom. Alle 6 neoplastischen Läsionen zeigten ein frühes Enhancement mit nachfolgendem Wash-out. Im Gegensatz dazu wies der hyperplastische Polyp ein der normalen Colonwand vergleichbares kontinuierliches Enhancement auf. Die Mittelwerte der LWR für Neoplasien betrugen bei 0s 1.02 +/-0.18, bei 35s 1.83 +/-0.19, bei 75s 1.56 +/-0.12 und bei 105s 1.43 +/-0.13 (p<0.05). Schlussfolgerung: Die dynamische, kontrastmittelverstärkte MRC des gesamten Kolon in einem Atemstillstand mit hoher örtlicher Auflösung ist unter Verwendung eines großen FOV und paralleler Bildgebung möglich. Die Dark-lumen-Technik ermöglicht die Quantifizierung von Enhancement-Charakteristika bei suspekten Läsionen. Das frühe Enhancement könnte eine wichtige Rolle bei der Detektion und Klassifizierung neoplastischer Läsionen spielen.

Korrespondierender Autor: Schäfer J

Universitätsklinik Tübingen, Radiologische Diagnostik, Hoppe-Seyler-Str. 3, 72076, Tübingen

E-Mail: juergen.schaefer@med.uni-tuebingen.de