Rofo 2005; 177 - VO_2031
DOI: 10.1055/s-2005-867449

Zerebrale Mikroembolien und neuropsychologische Defizite vor und nach Bypass-Operationen am Herzen

F Bachmann 1, T Gerriets 1, N Schwarz 1, C Reichel 1, A Kluge 1, E Stolz 1, M Kaps 1
  • 1Kerckhoff-Klinik, Diagnostische Radiologie, Bad Nauheim

Ziele: Treten nach Operationen mit der Herz-Lungenmaschine (HLM) vermehrt zerebrale Mikroembolien in der diffusionsgewichteten MRT auf und führen diese zu messbaren Hirnleistungsstörungen in der neuropsychologischen Testung? Methode: Bei insgesamt 84 Patienten wurde eine koronararterielle Bypassoperation (CABG) durchgeführt, wobei auch Systeme zur Filterung gasförmiger oder fester Partikel („bubble traps“ in der HLM oder kathetergestützter Filter in der Aorta) eingesetzt wurden. Am Tag vor der Bypass-Op, am 2.-4. postoperativen Tag und nach 3 Monaten wurde je eine MRT des Gehirns (T1- und T2-gew. TSE-, diffusionsgewichtete EPI-Sequenz, T2-Bild) und eine Prüfung verschiedener Hirnleistungsfunktionen (Konzentration, Koordination, Merkfähigkeit etc.) mit einer Batterie aus 16 Einzeltests durchgeführt. Ergebnis: In der unmittelbar postoperativen Phase zeigten 54% der Patienten geringe Defizite in der neuropsychologischen Testung und 9% hatten erhebliche zerebrale Störungen. Nach drei Monaten hatten noch 23% fassbare Defizite bei einer Rückbildungsrate von 20%. In der MRT hatten 12% der Patienten kleine rundliche Läsionen in der diffusionsgewichteten Sequenz von 3–12mm Größe. Keiner hatte einen großen Infarkt entwickelt. Zwischen dem Nachweis von Läsionen in der MRT und bleibenden kognitiven Defiziten in der Dreimonatskontrolle bestand ein positiver Zusammenhang, wobei 6/10 Patienten mit Läsionen auch kognitive Defizite hatten. Patienten mit Filtersystemen zeigten weniger häufig bleibende kognitive Störungen. Schlussfolgerung: Mit diffusionsgewichteten Sequenzen lassen sich auch kleine thrombembolische Läsionen nach Herzoperation im Gehirn nachweisen. Die klinische Relevanz ist nicht eindeutig, da nur ein Teil der Patienten mit Läsionen bleibende kognitive Störungen entwickeln, die auch ohne akute Läsionen in der MRT nachweisbar waren.

Korrespondierender Autor: Bachmann F

Kerckhoff-Klinik, Diagnostische Radiologie, Benekestr. 2–8, 61231, Bad Nauheim

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