Pneumologie 2005; 59 - 29
DOI: 10.1055/s-2005-867176

Residuale Hypersomnie bei Patienten mit obstruktiver Schlafapnoe (OSA) unter suffizienter nCPAP Therapie – Einsatz von R-Modafinil

J Heitmann 1, W Cassel 1, T Penzel 1, HF Becker 1
  • 1Schlaflabor der Philipps-Universität Marburg

Einleitung: Eine verbleibende Hypersomnie bei Patienten mit obstruktiver Schlafapnoe (OSA) trotz suffizienter nCPAP Therapie ist jedem schlafmedizinisch Tätigen bekannt. Oft liegen zusätzlich andere Schlafstörungen (z.B. PLMS, Insomnie, Schlafmangelsyndrom etc.) vor, so dass sich ein entsprechender therapeutischer Ansatz ergibt. Gelegentlich kann jedoch keine weitere Dyssomnie gefunden werden. In diesen Fällen ist eine symptomatische Therapie der residualen Hypersomnie angezeigt.

Der Wirkstoff Modafinil (Vigil®) ist in Deutschland zur Behandlung der Narkolepsie zugelassen. R-Modafinil ist das R-Enantiomer von Modafinil mit einer Halbwertzeit von 11–15 h. (Diese Substanz ist weltweit bisher noch nicht zugelassen.)

Methode:

  • Design: Weltweite Multizenterstudie, randomisiert und Placebo-kontrolliert

  • Medikation: 150mg R-Modafinil oder Placebo 1xtäglich über 12 Wochen

  • Einschlusskriterien: OSA unter ≥ 4-wöchiger stabiler nCPAP Therapie; nCPAP- Nutzung ≥ 4h/Nacht und 70% der Nächte; PSG mit nCPAP: AHI <10;

    • Alter 18–65 Jahre;

    • ESS ≥ 10 Punkte (MSLT<10min, wurde im Verlauf gestrichen);

    • CGI-S Score ≥ 4 (moderately ill)

  • Ausschlusskriterien: Andere Dyssomnien

  • (Auswahl): gesteigerter Koffein-Konsum

  • Studienablauf: Screening, 4 Follow-up-Visiten mit MWT und multiplen Testungen, je 1xPSG zu Beginn und am Ende der Studie

  • Zielparameter:

    • Mittlere Einschlaflatenz im MWT;

    • CGI-C Score (Clinical Global Impression of Change);

    • Multiple Nebenzielparameter entsprechend den Testungen

Ergebnis: Geplante weltweite Aufnahme von ca. 240 Patienten. Insgesamt wurden in 40 Zentren 470 Patienten gescreent, 263 Patienten konnten randomisiert werden. Im Marburger Schlaflabor stellten sich im Zeitraum 1/2004 bis 7/2004 insgesamt 1274 Patienten zur Kontrolle ihrer CPAP Therapie vor. Von diesen Patienten erfüllten 5 (0,4%) Patienten die o.a. Ein- und Ausschlusskriterien und fanden sich zur Teilnahme an der Studie bereit. In die Studie konnten letztlich 3 Patienten aufgenommen werden, die diese auch beendeten (eine Sondergenehmigung: Alter >65). Zwei Patienten konnten nicht eingeschlossen werden, da die Screeningphase durch die zentrale Studienleitung abgeschlossen wurde. Diskussion: In Deutschland nahmen zwei Schlaflabore an der „OSA-R-Modafinil-Studie“ teil (Regensburg und Marburg). Systematische Untersuchungen zur Häufigkeit einer residualen Hypersomnie bei suffizient behandelter OSA ohne Vorliegen einer weiteren Dyssomnie liegen nicht vor. Im Schlaflabor Marburg wird diese eher selten gesehen. Erwartungsgemäß war es schwierig, Patienten zu finden, die den Ein- und Ausschlusskriterien entsprachen. Im Verlauf der Studie wurde das objektive Hypersomniekriterium (Schlaflatenz <10min im MSLT) gestrichen. Einige Zentren haben dann innerhalb kurzer Zeit viele Patienten eingeschlossen, woraufhin die Screeningphase nach Erreichen der geplanten Patientenzahl doch recht zügig abgeschlossen werden konnte. Es wurden im Rahmen der Studie keine Daten erhoben, die eine Aussage über die Prävalenz der Hypersomnie bei suffizienter behandelter Schlafapnoe zulassen. Hier besteht ein dringender Bedarf für weitere Untersuchungen, um die Relevanz dieses Problems beurteilen zu können.