Pneumologie 2005; 59 - 6
DOI: 10.1055/s-2005-867153

Analyse der 8 Fragen (Items) der Epworth-Sleepiness-Scale (ESS)

KH Rühle 1, C Schimanski 1, W Galetke 1, A Büttner 1, G Nilius 1
  • 1Klinik Ambrock, Klinik für Pneumologie, Allergologie und Schlafmedizin, Universität Witten/Herdecke, Hagen

Einleitung: Der ESS-Fragebogen wurde in der Weise konstruiert, dass die Schlafneigung (sleep propensity) bei 8 spezifischen Situationen mit unterschiedlichem Wachdruck (wake drive) in der letzten Zeit abgefragt wird. Aus den 8 Items leitet sich die durchschnittliche Schlafneigung(average sleep propensity) ab. Ihr Vorteil liegt in der Möglichkeit, verschiedene Situationen des täglichen Lebens hinsichtlich Schlafneigung zu beschreiben. Eine Analyse der einzelnen Items im Bereich aller Altersklassen von Erwachsenen wurde bis jetzt noch nicht durchgeführt. Wir untersuchten deshalb die unterschiedliche Einschätzung der Schlafneigung von Normalpersonen anhand der ESS-Skala von 0 bis 3. Die ESS enthält Fragen mit Situationen, die auch bei Personen mit generell geringer subjektiver Schläfrigkeit mit hoher Schlafneigung assoziiert sind (Frage 5: am Nachmittag hinlegen, Frage 2: Fernsehen). Es sollte deshalb überprüft werden, ob es im Hinblick auf pathologische Schlafneigung sinnvoll ist, alle 8 Fragen zu berücksichtigen. Methodik: Untersucht wurden 210 männliche Studienteilnehmer, mittleres Alter 45,3±14,5 Jahre. Die Probanden wurden mittels Zeitungsannonce rekrutiert und anhand einer klinischen Untersuchung ausgewählt. Sowohl anamnestisch als auch mit dem „Functional outcomes of sleep questionnaire“ (FOSQ) gemessen wiesen sie keine Schlafstörung mit funktionellen Auswirkungen auf. Benutzt wurde die von der DGSM vorgeschlagene Fassung der ESS. Die Auswertung der Daten erfolgte anhand von Altersdekaden zwischen 20–70 Jahren. Ergebnisse: Der ESS-Score bei allen Probanden lag bei 5,95±3,2. Zwischen den einzelnen Altersdekaden fand sich kein signifikanter Unterschied. Score 2 und 3 bei Frage 5: Schlafneigung während Hinlegen am Nachmittag wurde von 41% und bei Frage 2: Schlafneigung während Fernsehen von 30,6% angegeben (Siehe Abb. 1). Wird eine neue Skala mit weniger Fragen formuliert, ergibt sich ein geringerer ESS6-Mittelwert mit geringerer Standardabweichung.

Abb.: Prozentuale Häufigkeit der Punktevergabe 2 und 3 bei den 8 Fragen der Epworth-Sleepiness-Scale in aufsteigender Reihenfolge.

Schlussfolgerungen: Überraschend fand sich keine unterschiedliche Schlafneigung zwischen jüngeren und älteren Probanden. Mit weniger Fragen, die gezielt eine erhöhte Schläfrigkeit erfassen, dürfte eine schärfere Abgrenzung zum unauffälligen Referenzbereich möglich sein.