Pneumologie 2005; 59 - 4
DOI: 10.1055/s-2005-867151

Unterschiedliche Einschätzung des Schweregrades der obstruktiven Schlafapnoe (OSA) durch ambulante Polygraphie und stationäre Polysomnographie – praktische Implikationen der novellierten BUB-Richtlinien

KP Czudaj 1, K Jöhnk 1, U Kreinhacke 1, C Buchhorn 1, B Schönhofer 1
  • 1Abteilung für Pneumologie und Intensivmedizin, Klinikum Hannover Oststadt

Hintergrund: Die aktuell beschlossenen Veränderungen der BUB-Richtlinien werden die bisherigen Abläufe bzgl. Diagnostik und Therapie der OSA ändern. So wird die Indikation zu einer stationären CPAP-Therapieeinstellung in Zukunft bereits aufgrund der ambulant durchgeführten Polygraphie gestellt und damit die bisher übliche polysomnographische Diagnostik im Schlaflabor entfallen. Letztere wird dann nur noch in Sonderfällen zulässig sein. Methode und Patienten: In dieser Studie verglichen wir retrospektiv die Ergebnisse der ambulanten Polygraphien (PG) mit denen der stationären Polysomnographien (PSG) für alle Patienten, die im Zeitraum von August bis November 2004 zur Diagnostik in unserem Schlaflabor aufgenommen wurden (44 Männer, 17 Frauen, Alter: 54,8±12,7 Jahre, BMI: 30,8±6,2kg/m2), hinsichtlich RDI und SaO2. Bei der Indikationsstellung zur CPAP-Therapie wurden neben dem subjektiven Beschwerdebild die Ergebnisse der stationären PSG berücksichtigt. Ergebnisse: Die ambulant erhobenen polygraphischen Werte von RDI, mittlerer SaO2 und Nadir-SaO2 lagen für das Gesamtkollektiv signifikant höher als in der stationären PSG (ambulante PG vs. stationäre PSG): RDI: 31,2±20,8/h vs. 22,8±25,7/h (p<0,001), mittlere SaO2: 92,1±3,0% vs. 94,1±2,2% (p<0,0001), Nadir-SaO2: 78,2±9,8% vs. 81,6±10,8% (p=0,014). Die Schlafeffizienz in der PSG betrug 66,8±22,3%. Mit CPAP wurden 24 Patienten therapiert und 37 erhielten kein CPAP. Schlussfolgerungen: Auch wenn das retrospektive Design der Studie keine validen Erkenntnisse bzgl. der zugrundeliegenden Ursachen für den signifikanten Unterschied zwischen den Messergebnissen der ambulanten PG und der stationären PSG erlaubt, schlussfolgern wir wie folgt:

  • Bzgl. der Diagnose „OSA“ tendiert das Ergebnis der ambulanten PG im Vergleich zur stationären PSG zur höheren Einschätzung des Schweregrades.

  • Eine hohe Qualität der Aufzeichnungstechnik, der Messsignale sowie der Auswertung der ambulanten PG ist in Zukunft unverzichtbar, um falsch hohe Schweregradeinschätzungen der OSA und damit eine inadäquat hohe Versorgungsrate mit CPAP-Geräten zu vermeiden.

  • Bei zweifelhaften Befunden muss eine PSG im Schlaflabor erfolgen.