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DOI: 10.1055/s-2005-865951
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York
Ausrisse der Eminentia intercondylaris bei Kindern und Jugendlichen - eine retrospektive Studie mit Magnetresonanzuntersuchung des betroffenen Kniegelenkes
Tibial Eminence Fractures of Children and Adolescents - A Retrospective Study with MRI of the Affected KneePublication History
Publication Date:
07 September 2005 (online)


Zusammenfassung
Einleitung: Der Ausriss der Eminentia intercondylaris (E. i.) ist meist eine Verletzung im Kindes- und Jugendalter. Durch Sturz auf das gebeugte Knie oder durch Verdrehung des gestreckten Kniegelenkes erfolgt durch Anspannung des vorderen Kreuzbandes der Ausriss der Area intercondylaris anterior mit Abhebung der E. i. Die Diagnose erfolgt durch ein Röntgenbild des Kniegelenkes, wobei weiterhin die Klassifikation nach Meyers und McKeever (Typ I - III) gilt. Ziel dieser retrospektiven Studie ist es, den Stellenwert der konservativen Behandlung der Ausrissfraktur der E. i. im Kindesalter bei noch offenen Fugen zu klären. In der Nachuntersuchung wurde neben den klinischen und radiologischen Befunden eine MRT zur Klärung der Fragen herangezogen, inwieweit Folgeschäden an Knorpel und Menisci sowie degenerative Veränderungen vorhanden sind. Ebenso steht die Sporttauglichkeit unserer Patienten nach Abschluss der Therapie im Mittelpunkt der Nachuntersuchung. Methode: Im Zeitraum 1. 1. 1995 - 30. 6. 2001 kamen 32 Patienten wegen eines Ausrisses der E. i. zur Behandlung. Ausschlusskriterium für unsere retrospektive Studie war ein Alter über 17 Jahre oder bereits geschlossene Fugen. Bei der Nachuntersuchung von 29 Patienten (91 %) wurde eine ausführliche Anamnese mithilfe des Cincinnati-Knee-Scores erhoben, die klinische Untersuchung erfolgte nach den Richtlinien des IKDC 2000. Eine vergleichende Röntgenuntersuchung beider Kniegelenke wurde unmittelbar vorgenommen, 72 % der Patienten ließen eine Magnetresonanzuntersuchung des betroffenen Kniegelenkes durchführen. Ergebnis: In 75 % der Fälle war die Ursache des Unfalles ein Sturz beim Schifahren. Zum Zeitpunkt des Unfalles waren die Patienten zwischen 6 und 15 Jahren alt (Median 11 Jahre). 17 Patienten waren weiblich, 15 männlich. Nach der Klassifikation der Eminentia-Ausrisse von Meyers und McKeever lag 12 × Typ I, 13 × Typ II und 7 × Typ III vor. Bis auf eine Patientin wurden alle ausschließlich konservativ behandelt mit Punktion, Reposition, 5 - 6 Wochen Kniegipshülse und anschließender Physiotherapie. Zur Nachuntersuchung kamen 29 Patienten im Alter von 9 - 22 Jahren. Der zeitliche Abstand zwischen Unfall und Nachuntersuchung lag zwischen einem und 7,5 Jahren. Kein Patient litt unter posttraumatischem Anschwellen des Kniegelenkes oder Giving-way-Episoden, keiner klagte über eine Beeinträchtigung seiner Aktivitäten in allen Lebensbereichen. 21 Patienten gaben bei der Nachuntersuchung an, täglich bis regelmäßig Sport zu betreiben, 8 selten bis nie. Laut Aussage dieser 8 Patienten hing die Unsportlichkeit nicht mit posttraumatischen Beschwerden, sondern mit den Lebensumständen (Beruf, Familie) zusammen. Fast alle betroffenen Kniegelenke waren bandstabil, bei der klinischen Untersuchung zeigte sich bei 8 Patienten ein vorderes Schubladenphänomen von 3 - 5 mm (+). Der One-Leg-Hop-Test ergab keinen signifikanten Unterschied zwischen den unteren Extremitäten. Die MRT-Untersuchung ergab bei einer Patientin ein fehlendes vorderes Kreuzband (VKB), bei einem weiteren Patienten eine Teilruptur des VKB, in 5 Fällen war das Band verdünnt oder gedehnt. Ein signifikanter Knorpelschaden konnte nicht nachgewiesen werden, in einem Fall ergab das MRT den Verdacht eines Einrisses des Hinterhornes des medialen Meniskus. Schlussfolgerung: Die konservative Therapie der E. i.-Ausrissfrakturen stellt unserer Meinung nach die Therapie der Wahl dar. Folgeschäden an Knorpel und Menisci sowie vermehrte Instabilitäten mit sekundären Komplikationen konnten nicht gehäuft beobachtet werden, zumal klinisch die Patienten gute bis sehr gute Ergebnisse aufwiesen. Bei ungenügender Reposition (fehlender Kontakt des Fragmentes mit dem Tibiaplateau, Streckhemmung) sollte eine operative Stabilisierung ins Kalkül gezogen werden, wobei dies nur in einem Fall beobachtet werden konnte.
Abstract
Introduction: Fractures of the intercondylar eminence mainly occur in children and adolescents. The lesion is commonly caused by a fall on the flexed knee or by torsion of the extended knee resulting in tightening of the anterior cruciate ligament (ACL) and fracture of the tibial spine. Standard X-rays of the knee are obtained for diagnosis and classification by Meyers and McKeever. The aim of this retrospective study was to determine, if this lesion is associated with secondary complications involving bone, menisci or cartilage if occurring before closure of the physis. Results: 17 female and 15 male patients were included in the project. The average age at day of trauma was 11 years, ranging from 6 to 15 years. The main cause of trauma was a skiing-accident (75 %). According to Meyers and McKeever a type I lesion occurred in 12, type II in 13 and a type III lesion in 7 cases. According to the protocol al patients were treated conservatively with knee-aspiration, reduction and immobilisation in a long leg cast. Delayed union due to soft-tissue-interpositioning occurred in one case and caused a change of therapy to open reduction and internal fixation. 29 patients were available for follow-up at 1 to 7.5 years after the trauma. Standard X-rays were available of all patients. An MRI was performed in 72 %. Neither swelling, nor disability or giving-way was reported. No patient was handicapped in sports. A positive anterior drawer test without clinical instability occurred in 8 cases. In the MRI a missing ACL and a partial rupture were diagnosed in 1 case each. In 5 cases the ACL was either lengthened or thinner than usual. One case showed a partial rupture of the posterior horn of the medial meniscus. Conclusion: In our opinion conservative treatment is still golden standard for tibial spine fractures. Only once the therapy had to be changed to an open procedure. No significant secondary complications could be observed. All patients showed good/excellent clinical results and were able to participate in sports as before trauma.