Gesundheitswesen 2005; 67 - 19
DOI: 10.1055/s-2005-865541

Männergesundheit im Bodenseekreis

B Szagun 1
  • 1FH Ravensburg, Weingarten

Die Qualität von Maßnahmen der Gesundheitsförderung und Prävention wird sinnvoller Weise auch danach beurteilt, ob geschlechtsspezifische Problemlagen und Zugangswege einbezogen werden. Sinnvolle Basis gender-spezifischer Maßnahmen stellt eine geschlechtsorientierte Gesundheitsberichterstattung dar. Diese ist jedoch bisher aber rar und wurde, wenn überhaupt, in Deutschland bisher fast ausschließlich unter der Perspektive Frauengesundheit durchgeführt. Dies, obwohl die Betrachtung des Unterschieds an Lebenserwartung und das Brachliegen etwa sekundärpräventiver Potenziale bei Vorsorgeuntersuchungen zuungunsten der Männer eindrucksvoll das Defizit männerspezifischer Ansätze verdeutlicht. Bevölkerungsprognosen sagen darüber hinaus eine weit überproportionale Steigerung der Zahl gerade männlicher Senioren voraus, wodurch dem Thema Männergesundheit und einer männerspezifischen GBE weiteres Gewicht zukommen wird.

Eine geschlechtspezifische Sterbetafelanalyse der Jahre 1998–2002 zeigt für den Bodenseekreis und Baden-Württemberg, durch welche Todesursachen Männer Lebenserwartung gegenüber Frauen verlieren. Baden-Württemberg und der Bodenseekreis sind Regionen mit im Deutschlandvergleich weit überdurchschnittlicher Lebenserwartung bei Geburt. Die mittlere Lebenserwartung 2000 betrug in Baden-Württemberg für Frauen 82 (Bodenseekreis 82,2), für Männer 76,4 Jahre (Bodenseekreis 77,3). Zu den Hauptursachen der Geschlechterdifferenz von 5,6 Jahren zählen Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebserkrankungen, Verkehrsunfälle und Selbsttötungen. Diese Todesursachengruppen erklären den weit überwiegenden Teil des Unterschieds an mittlerer Lebenserwartung.

Eine alters- und geschlechtsspezifische Analyse der Sterberisiken zeigt durch Identifikation kritischer Lebensphasen Ansätze für eine männerbezogene Gesundheitsförderung und Prävention auf. Besonderes Augenmerk sollte dabei dem frühen Kindesalter zukommen, da schon im Rahmen der Einschulungsuntersuchung erhebliche Prävalenzdifferenzen für verschiedene Störungen identifiziert werden können. Aber auch das frühe Erwachsenen- und höhere Seniorenalter zeigen sich als wichtige Altersabschnitte für männerspezifische Maßnahmen. Die vorgestellten Ergebnisse zeigen erste mögliche Ansatzpunkte, sollen aber vor allem einen Beitrag dazu leisten, das Thema Männergesundheit als Fokus gender-spezifischer GBE, Gesundheitsförderung und Prävention zu etablieren.